KÜS-Pressekonferenz auf der IAA: „Die HU hat nach wie vor ihre Existenzberechtigung“

Die Entwicklung der Mängelbilanz bei der Kfz-Hauptuntersuchung im vergangenen Jahrzehnt, der technische Zustand und damit die Funktionstüchtigkeit vieler Fahrassistenzsysteme und ein Blick auf die häufigsten „Sünden“ beim Fahrzeugtuning: Das waren die Kernthemen bei der KÜS-Pressekonferenz zum Auftakt der 66. Internationalen Automobilausstellung (IAA) am Dienstag in Frankfurt/Main.

Seit dem 2. April 1991, dem Datum, an dem die erste Hauptuntersuchung im Auftrag der KÜS vorgenommen wurde, bis zum heutigen Tag haben sich rund um das Automobil und dessen Sicherheits-Features eine Menge technischer Veränderungen und Weiterentwicklungen ergeben. An diesen im Volksmund kurz „HU“ genannten Checks des Automobils hatte die KÜS im Jahr 2004 einen Anteil von 7,3 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es bereits deren 10,1 gewesen. Der Untersuchungsansatz lautete: Welches waren die häufigsten Mängel vor zehn Jahren gewesen, wie sieht diese Bilanz heute aus?

KÜS-Bundesgeschäftsführer Peter Schuler trug das Ergebnis dieses „Rankings“ der Mängelquote vor. Innerhalb dieser Dekade, so stand unter dem Strich, hätten sich kaum Änderungen bei der Besetzung der Positionen ergeben. „Spitzenreiter“ in der Bilanz der Untersuchungen der KÜS-Prüfingenieure waren und sind immer noch die lichttechnischen Beanstandungen. Sie machten heute wie vor zehn Jahren fast ein Viertel aller festgestellten Mängel aus (2004: 22,66 Prozent; 2014: 24,65 Prozent), Bremsen, Umweltbelastung und Fahrzeugaufhängung waren heute wie vor zehn Jahren ebenfalls ganz vorn beim KÜS-eigenen Schreckenskabinett.

Schulers Fazit nach einem ausführlichen Rückblick, aber auch beim Ausblick auf anstehende Herausforderungen wie die wachsende Anzahl von Fahrassistenz-Systemen lautete deshalb: „Die Hauptuntersuchung ist nach wie vor einer der wichtigsten Bestandteile zur Aufrechterhaltung des Verkehrssicherheitssystems.“ Die HU, so Schuler, habe „nach wie vor ihre absolute Existenzberechtigung.“ Sie sei „ein Service im besten Sinne eines intensiven und zielgenauen Verbraucherschutzes.“

Jörg Schwinn, der stellvertretende technische Leiter der KÜS, richtete anschließend den Blick auf all jene Fahrzeuge, an denen sich „die Bastler ausgetobt“ hatten. Optische Veredelungen oder Leistungs-Optimierung mit oft zweifelhaftem Zubehör am eigenen Auto hätten nach wie vor Hochkonjunktur. Und das nicht nur bei jungen Leuten, sondern auch bei Fahrzeugbesitzern, die bereits im fortgeschrittenen Alter als Verkehrsteilnehmer seien. Die Branche für Tuning-Zubehöre boome, so Schwinn, doch leider werde dabei oft übersehen, „dass es hier klare Vorschriften darüber gibt, was geht und was nicht geht.“

Etliche technische Veränderungen, die der Besitzer am eigenen Fahrzeug mit teuer erworbenem Zubehör selbst vorgenommen habe, bewegten sich demzufolge am Rande der Legalität. Und oft sogar darüber hinaus. Spätestens bei der Hauptuntersuchung durch die KÜS-Prüfingenieure schlage dann jedoch die Stunde der Wahrheit für viele unsachgemäß vorgenommenen Veränderungen.

Vorsicht, so Schwinn, sei besonders bei angeblich „preisgünstigen“ Tuning-Produkten, die aus den USA oder Asien auf den deutschen Markt drängten, geboten. Die KÜS-Prüfingenieure, hielt Schwinn mit Nachdruck fest, wollten gerade beim Thema Tuning keine Spielverderber sein, sondern wichtige Hilfestellungen und Tipps geben. „Wir sind nicht die Feinde der Tuningfreunde, sondern wollen wertvolle Hilfe leisten, damit ein getuntes Fahrzeug kein Sicherheitsrisiko wird. Weder für den Fahrer, noch für andere Verkehrsteilnehmer.“

Text: Jürgen C. Braun/Fotos: Bernhard Schoke

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