Berlin: 150 Jahre Straßenbahn

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Den Hauptmann von Köpenick kennt hierzulande sicher jede(r). Mit dem satirischen Theaterstück entlarvte Carl Zuckmayer die deutsche Obrigkeitsgläubigkeit. Zudem nahm er den Bürokratismus und den Militarismus im Deutschen Reich aufs Korn. Doch darum geht es heute nicht. Nicht weit vom Rathaus in Berlin Köpenick liegt die Wendenschlossstraße. Dort parken die schönsten historischen Straßenbahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Am Tag des offenen Denkmals tauchten am vergangenen Samstag Tausende Schaulustige im Straßenbahnbetriebshof Köpenick in die Geschichte ein. Die Besucher nahmen das BVG-Angebot an und bestaunten historische Trams, ließen sich in den Oldtimern durch die Stadt kutschieren oder besichtigten das Straßenbahndepot.
Der Straßenbahnbetriebshof Köpenick wurde in den Jahren 1903 bis 1910 errichtet. Er steht unter Denkmalschutz. Jetzt komplettieren historische Fahrzeuge das Ambiente. Dort werden die historischen Trams von Mitgliedern des Denkmalvereins Nahverkehrs gepflegt. Mit Leidenschaft, handwerklichem Können und viel Zeit wurden ausgemusterte historische Züge wieder auf Vordermann gebracht. Ganz hinten, in der alten Köpenicker Wagenhalle, wurde auseinandergebaut, geschraubt, gehämmert und gestrichen. Und das alles nach Originalzeichnungen und Fotos.

Die fahrtüchtigen Triebwagen starten mehrmals im Jahr zu Sonderfahrten. Ferner werden die Bahnen für Hochzeits- oder Firmenfeiern gemietet oder von Filmleuten für historische Streifen engagiert.In der Wagenhalle, an der das Wappen des ehemaligen Köpenicker Rathauses prangt, stehen nun Bahnen aus fast allen Epochen. Aus der Kaiserzeit, als der Hauptmann von Köpenick zum Rathaus marschierte, ebenso wie aus der Weimarer Republik und auch erste Nachkriegsbauten der DDR.

Vor allem Kinder hatten am vergangenen Samstag ihren Spaß, als die kurzen Rundfahrten ins Stadtgebiet stilecht Schaffner in historischen Uniformen begleiteten. Sie fungierten zugleich als Stadtführer, erzählten die eine oder andere Anekdote über die Strecke und erklärten Wissenswertes rund um die eingesetzten Fahrzeuge, ihre Technik, die Restauration und Instandhaltung. Schließlich sind die eingesetzten Bahnen nicht mehr die Jüngsten: einige kommen auf mehr als 100 Jahre.

Zu sehen waren Züge aus verschiedenen Epochen: Dazu gehören ein Pferdebahnwagen von 1883, ein Decksitzwagen aus dem Jahre 1891 sowie die jüngste Alte, ein Tatrazug von 1976.

Text und Fotos: Erwin Halentz

Scroll to Top