Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Alle (zwei) Jahre wieder: Im September hat der Wahnsinn einen Namen. In Frankfurt am Main öffnen sich die Tore zu den Hallen und Freiplätzen der weltweit größten Messe für Mobilität, der Internationalen Automobil Ausstellung, der IAA. „Mobilität verbindet“, heißt das Motto der 66. Glitzer- und Glamour-Show rund um „des Deutschen liebstes Kind.“ Wobei das Wort „verbinden“ in diesem Zusammenhang nicht nur die durch Auto fahren inszenierte Mobilität beschreibt. Es geht vielmehr um das Vernetzen des Automobils mit seiner Umwelt, mit anderen Fahrzeugen, mit anderen mobilen Endgeräten, wie es so schön heißt. Denn aus dem Automobil der frühen Gründerjahre und auch viele Jahrzehnte später ist längst ein rollender Kommunikationssalon geworden.

Was, so frage ich mich, bevor ich mich in den Trubel der beiden Messetage in Frankfurt stürze, wird das nicht nur für die Hersteller, sondern auch für die Berichterstatter und die Besucher an Folgen mit sich bringen? Wird es eine ganz andere Berufsschicht von Journalisten sein, die entweder zu uns Motor-Leuten stößt, oder wird ihre Zahl sogar irgendwann dominieren? Kollegen, die ihre ganz speziellen Kenntnisse und ihr Wissen auf dem Gebiet der Kommunikations-Technologie haben? Wird die Grundidee des Automobils, Menschen möglichst sicher, rasch und ab und zu auch noch mit ein wenig Spaß von einem Punkt zum anderen zu bringen, verdrängt werden? Geht es weniger um das Auto selbst als um die Frage, wie gut (oder wie schlecht) kann es noch mit seiner Umwelt kommunizieren?

Nüchterne Technik, und streng genommen geht es darum eigentlich in beiden Fällen des mobilen Miteinanders, hat aber für mich als Motor-Journalist auch etwas mit Passion, mit Leidenschaft zu tun. Für ein Automobil als Ergebnis einer Idee und Vorstellung, die auf technischer Basis umgesetzt wurde, muss man sich begeistern können. Dazu gehören auch Werte wie Empathie, die den Status eines ausgestellten Exponates nicht nur als Ergebnis technischer Zusammenhänge erscheinen lassen. Ob Kolleginnen und Kollegen, deren Fachgebiet die IT-Technik, die Welt der Smartphones, des Funktionierens sozialer Netzwerke, des ständigen Erreichbarseins, auch mit derlei Begriffen in ihrem Alltag hantieren, weiß ich nicht. Ich kann es auch nicht beurteilen.

Aber eines weiß ich, auch weil sich in all den Wochen vor dem „Tag X“, dem Eröffnungstag in Frankfurt nichts geändert hat: Die Hersteller, die uns seit Tagen und Wochen mit Mitteilungen über ihre im Scheinwerferlicht präsentierten Premieren informieren, werden sich den geänderten Gegebenheiten anfreunden müssen und haben das größtenteils auch schon getan. Wenn Opel etwa sein omnipräsentes und scheinbar allwissendes Onboard-System als eine der größten Errungenschaften des neuen Astra feiert, dann frage mich, ob sich die Prioritäten bei der Vorstellung eines neuen Automobils verschoben haben. Eines Autos zudem, das in diesem Falle nicht das Ergebnis eines High-Tech-Experiments für die Oberklasse sein soll, sondern als ganz normales „Brot-und-Butter-Autos“ durchgeht.

Es werden viele Fragen sein, die sich in den Hallen unter dem Messeturm auftun. Ich freue mich bereits auf die Antworten. Wenn sie denn überhaupt gegeben werden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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