Liebe Leserin!
Lieber Leser!

In der Regel bereitet es mir sehr viel Spaß, aber manchmal ist es schon ein Graus, wenn man so eine Wochen-Kolumne bedienen muss. Vor allem an, um mit den „Toten Hosen“ zu sprechen, „Tagen wie diesen.“ Nix ist los, grad gar nix. Große Ferien überall, keine Bundestags-Debatten, ergo keine neuen Vorschläge aus Absurdistan zu durch gelutschten Themen wie Pkw-Maut oder notwendiger staatlicher Förderung von Elektro-Autos.

Aber halt, da ist ja noch das gute alte Pantoffelkino und was wären wir Flimmerkisten-Konsumenten nicht ohne das Öffentlich-Rechtliche und ohne seine Wiederholungen der Wiederholung. Pünktlich nach dem Sonntags-Tatort aus München (reloaded natürlich in diesen Tagen) gab es am späten Abend noch 45 Minuten zum Thema „Elektro-Automobilität“ und dem ewigen Hickhack zwischen den deutschen Autobauern und den Würdenträgern der Bundeshauptstadt. Als Betthupferl so zusagen. Als „Aufgewärmtes“ allerdings, denn auch diese dreiviertel Stunde war uns vor geraumer Zeit schon einmal vorgesetzt worden.
Nach aufwändiger akribischer Recherche der redaktionellen Abteilung investigative Ermittlung und nach zahlreichen geführten und nicht gewährten Interviews stand am Ende des automobilen Sommerloch-Krimis die maßlos neue Erkenntnis: Die Zahl von einer Million Elektro-Autos, die nach dem Willen der Kanzlerin im Jahr 2020 über Deutschlands Straßen rollen sollte, entspreche reiner Utopie. Dieses Ansinnen, vielleicht sogar einmal als Forderung angedacht, sei so nicht aufrecht zu erhalten. Und dies obwohl, so ließ das politische Berlin noch kurz vor dem Abtauchen ins Sommerloch verlauten, in den Jahren 2016 bis 2018 insgesamt 161 Millionen Euro in die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie fließen sollten.

Keine Frage, der Druck der Hersteller auf die Politik wächst. Dies auch ungeachtet blendender Zahlen in Zeiten, in denen Konzerne wie Daimler derzeit glänzende Bilanzen vorweisen. Doch wer an den Schalthebeln der Macht sitzt, egal ob dies in der Politik oder in der Wirtschaft der Fall ist, der muss perspektivisch denken und antizipierend handeln. Und da in zwei Jahren schon wieder die nächste Bundestagswahl ansteht, gilt es jetzt schon, sich zu positionieren. Und da sitzen Fordernde und Aufgeforderte oft im gleichen Boot. Bis 2020 müssen die Hersteller die Flottenvorgabe von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer umgesetzt haben. Bei der Umsetzung dieser Vorgabe hilft eine breit aufgestellte Modellpalette mit Plugin-Hybriden und E-Mobilen gewaltig. Unter denjenigen, die auch nach dem Urnengang in zwei Jahren noch auf dem gleichen Stuhl wie zur Zeit sitzen wollen, treffen sich Politik und Wirtschaft gerne in der Mitte zwischen Forderung und Erfüllung.

Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hätte es allerdings keines investigativen Kraftaktes dieser Art bedurft. Aber, es war ja, wie gesagt, eine Wiederholung der Wiederholung und das zwischen 23.15 und 0.00 Uhr. Da verträgt man in der Regel auch schon mal Neuigkeiten, die keine mehr sind, mit etwas mehr Langmut.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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