X-raid: Die große Nabelschau in Trebur

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Wir wollen nicht behaupten, dass bisher alles, was auch die Öffentlichkeit, vor allem im technischen Bereich, interessiert, bei X-raid hinter ziemlich verschlossenen Türen stattfand, aber etwas ist schon dran: Lediglich Erfolgsmeldungen drangen an die Außenwelt. Noch nicht mal spektakuläre Abgänge von Spitzenfahrern wurden da groß thematisiert (Peterhansel und Vasiliyev zum Beispiel). Gleichwie: Die inzwischen nahezu unzählbaren Erfolge in der Disziplin der Cross-Country-Veranstaltungen wie CC-Worldcup und Südamerika-Dakar sprechen eindeutig für die Minis von X-raid, deren zentrale Kraftwerke aus einem 3-Liter-Diesel Twin-Turbo von BMW nebst dem hauseigenen Xtrac-Allradsystem bestehen. Eine sequentielle 6-Gang-Schaltung gehört zu den technischen Vorgaben.

Nun wurde im hessisch-rustikalen Trebur-Astheim auch die zweite große Halle eröffnet nach dem freien Motto Erfolge brauchen Platz. Sven Quandt, Gründer und Chef im Hause, gilt als vorausdenkender, messerscharf kalkulierender Realist. Dazu benötigt er zahlungskräftige Sponsoren, die ob der Erfolge auch gerne bei ihm bleiben. Das Gleiche gilt auch im Wesentlichen für das große Fahrerpotential aus dem internationalen Angebot: Jutta Kleinschmidt und Luc Alphand fuhren für Quandt und heute sind es der derzeit wohl beste Sandspezialist Nasser Al-Attiyah (MINI-Sieger Dakar 2015) aus dem Emirat Katar, Orlando Terranova und Lucio Alvarez aus Argentinien, der Dakar-Sieger von 2014 Nani Roma, die Polen Holowczyc und neuerdings Adam Malysz, auch der letztjährige Gewinner des CC-Weltcups, der Russe Vladimir Vasilyev (der allerdings jüngst zur Konkurrenz Toyota wechselte), der Holländer van Loon, der jahrelang Mitsubishi Lancer fuhr und nun mit dem grün-weißen Mini für Furore sorgt. Dazu junge, schnelle Piloten wie Harry Hunt und auch der versierte Franzose Alain Chicherit, der heuer mit dem Zebra-Mini, den X-raid als Forschungsprojekt Buggy mit nur Hinterachsantrieb entwickelt hatte, unterwegs war bei der Dakar. Der junge Franzose saß bereits vor knapp 5 Jahren zeitweise für Quandt hinter dem Lenkrad. Die neue Halle 2 war als Wüstencamp umfunktioniert worden: Fußtiefer Feinsand, in dem Service- und Race-Trucks mit meterhohen Aufbauten standen, die originalen Rennfahrzeuge von Harry Hunt und van Loon. Die gewaltigen 4- und 6-achsig angetriebenen Laster, prall gefüllt mit Ersatzteilen und Werkzeugen, Werkstatt und mit 2 Schlafkabinen: Alleine, um den Fahrersitz zu erklimmen, bedurfte es akrobatisch anmutenden Einstiegszeremoniells.

Die in Massen herbei geströmten Besucher wussten es zu schätzen, dass Tore und Türen offen standen. Trotz der Sahara-Hitze um die 36 Grad, was ein führender Rennmechaniker aus dem Team einem hitzegeschädigten Besucher zum Troste sagte: Sie sitzen und schwitzen, und für uns sind das ganz normale Arbeitstemperaturen während der Rallies. So beäugten viele Besucher aus Nah und Fern die schnellen Renner und durften gar ein Selfie mit dem höchst persönlich anwesenden Gewinner der 2014er Dakar, Nani Roma, Realität werden lassen. Auch Stefan Schott aus Hessen, seit vielen Jahren freies Teammitglied bei X-raid, war zugegen und seinen Erzählungen und Erlebnissen von zig Wüstenrennen wurde mit Faszination gelauscht. Erfolg braucht Platz, war die geheime Devise des Tages der Offenen Tür und so ist zu erwarten, dass nicht nur Chef Quandt, sondern auch seine Renn-Minis die nächsten Jahre fest eingeplant haben. Neue Sponsoren werden an die Türen klopfen, denn Erfolg macht sexy, wie ein berühmter Zeitgenosse mal gesagt hatte. Und die Faszination Cross Country dürfte ihren Zenit noch lange nicht überschritten haben. In Halle 1, dort also, wo die Renner zusammen gebaut werden, standen dann 8 aktuelle Wüstenrenner, gewaschen, geföhnt und aufgereiht. Was den wahren Freak aber wirklich interessierte, blieb unbesehen: die Motoren-Getriebe-Einheiten waren säuberlich ausgebaut, ebenso wir die zig Tausend Euro teuren Lenkräder, über die nahezu alles beeinflusst werden kann, was Leistung und Setup des Fahrwerks betrifft. Was die X-raid Minis so stark macht, sind die 3 Liter Twin-Turbo-Diesel von BMW, die an Zuverlässigkeit derzeit kaum zu übertreffen sind. Und so schrumpft die edle Gemeinde der Weltspitzenfahrer, die andere Produkte fahren, die rein leistungsmäßig den Minis durch V8-Motoren überlegen sind. Zu befürchten wäre dann, dass aus dem Cross-Country-Wettbewerb eine Art Marken- Pokal mit den Rallye-Minis würde. Der Weg dahin wäre allerdings noch sehr weit …

Text und Bilder: Frank Nüssel /CineMot

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