Buchtipp – James Last: Non stop Leben.

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Im März 2015 erst hatte der Heyne Verlag eine Neuausgabe herausgebracht. Erstmals war die Autobiographie von James Last 2006 erschienen, nun begleitete die Neuausgabe die Abschiedstournee des Bandleaders von Weltrang. Nur wenige Monate nach seinem letzten Konzert ist James Last am 9. Juni 2015 86-jährig verstorben.

James Last: Der Name war auch ein Markenzeichen, nicht nur, weil auf seinen Schallplatten der Name wie ein Markenlogo aussah. Der typische Party-Sound ist unschwer zu identifizieren, und der gebürtige Bremer hat Musik vieler Genres auf die für ihn typische Art neu arrangiert. Das war partytauglich, das war typische Musik für gute Laune, und die Aufnahmen aus den Siebzigern mögen Erinnerungen an Partykeller, die knallbunten TriTop-Sirups und daran wecken, dass auf den Partys nach Lust und Laune geraucht werden durfte, wozu auch das damals noch sehr präsente HB-Männchen beitrug. In der Zeit gehörte er mit seinem Orchester quasi zum Inventar der ZDF-Starparade.

Es wäre unredlich zu verschweigen, dass genau diese fröhliche Art irgendwann nicht mehr so populär war. Das währte aber nur kurz, und dann war James Last wieder voll da. Mittlerweile im Rentenalter, aber was hieß das schon. Die Musiker von Fettes Brot klopften an, James Last sagte zu, und die Kritiker, die ihn gerne in die Schublade mit der Aufschrift Gestern steckten, waren um ein Argument ärmer. Und wenn er live bei Ruf mich an mitmischte, wirkte das absolut authentisch. Jenen Kritikern, die sinngemäß meinten, seine Musik sei ja doch nur gefälliger Soundbrei, sei eine Passage dieses Buches ans Herz gelegt: Wencke Myhre wird hier erwähnt, die hierzulande (kommerziell erfolgreich) aufs Image des skandinavischen Girlie festgelegt wurde, hätte Last gerne vielseitiger gesehen, weil er ihr Potential kannte. Das konnte die Künstlerin aber nur in ihrem Heimatland ausreizen. James Last selbst ist hingegen einfach so mal einen anderen musikalischen Weg gegangen – rauer, leiser, mit einem seiner späten Alben, They Call Me Hansi. Der Titel erinnerte zugleich daran, dass sein Künstlername schlicht die englische Version seines deutschen Vornamens war. Der Schallplattenfirma war das zu Beginn von Lasts Karriere eingefallen, um den Namen international besser präsentieren zu können.

Von alledem erzählt James Last, völlig unprätentiös, und er gibt zugleich Einblicke in sein Privatleben. Von Rückschlägen ist er nicht verschont geblieben, von windigen Finanzberatern ebenso wenig wie vom erwähnten Karriereknick. In erster Linie hat er sich als Mensch und Musiker gesehen, nicht als die Berühmtheit, die nun – naturgemäß – in Nachrufen thematisiert wird. Und man glaubt beim Lesen sofort, dass James Last nicht nur von Fans gemocht wurde, sondern genau so von denen, die in seinem Orchester waren. Für sie war er ein absoluter Glücksfall, einer, der darauf achtete, dass es ihnen gut ging. Darauf angesprochen, hat er gerne mit abwehrenden, ja, verlegenen Gesten reagiert. Es passte zu ihm.

James Last/Thomas Macho: Non stop Leben. Heyne Verlag; 9,99 Euro.

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