Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wenn ich von meinem Heimatort aus Richtung Rhein/Main-Gebiet fahre, dann bevorzuge ich meist eine Strecke, die zwar ein paar Landstraßen-Kilometer mehr aufweist als die Autobahn-Verbindung, dafür aber auch in ihrer Gesamtheit etwas kürzer ist. Womit ich auch der Gefahr von Autobahn-Staus bei uns im Südwesten etwas aus dem Weg gehe. Die Strecke ist mir also sehr wohl bekannt. So wie an einem Tag zu Beginn dieser Woche auch. Das, was ich dann sah, hat mich allerdings sehr bestürzt und mir auch wieder einmal die Gewissheit bestätigt, dass Auto fahren bei aller Routine nicht zum Selbstverständnis werden darf und die Gefahren zu einem Zeitpunkt und an einer Stelle lauern, wo man sie so gut wie nie erwarten darf.

An einer kleinen, unübersichtlichen Stelle, einer Kuppe mit leichtem Linksknick und einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h waren in einer verwüsteten Böschung zahlreiche brennende rote Kerzen, Stofftiere, beschriebene kleine Zettel zu sehen. Ich hatte eigentlich mit so etwas gerechnet, denn aus meiner Heimatzeitung wusste ich, dass just an dieser Stelle zwei Tage zuvor drei junge Menschen bei einem schrecklichen Verkehrsunfall ihr Leben verloren hatten und zwei weitere nun mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern auf die Genesung dank ärztlicher Kunst warteten.

Was war geschehen? In der Nacht zum Sonntag (2.30 Uhr) hatte ein junger Mann (ich beziehe mich auf das, was ich aus dem Zeitungsbericht weiß), wohl offensichtlich mit zu hoher Geschwindigkeit mit seinem sportlichen Fahrzeug die Gewalt über den Wagen verloren, war auf der Gegengerade frontal mit einem Fahrzeug zusammen gestoßen. Mit den fürchterlichen Folgen, die ich eingangs beschrieben habe. Ob nun auch noch Drogen, Alkohol oder andere Umstände im Spiel waren, um diese Aufklärung bemüht sich nun die Staatsanwaltschaft.Die Insassen beider Fahrzeuge stammen aus zwei kleinen Nachbardörfern. Aus Flecken, in denen – wie es immer wieder heißt – jeder jeden kennt. „Hier ist nichts mehr, wie es einmal war“, äußerte sich der Ortsbürgermeister eines der beiden Dörfer. Er versieht dieses Amt ehrenamtlich und war als Polizeibeamter in der Unfallnacht vor Ort im Einsatz. Zwei Dörfer mit jeweils ein paar hundert Einwohnern sind im permanenten Schockzustand. Ich will, kann und darf hier keine Schuldfragen wegen des Unfallhergangs stellen. Aber dieses so unfassbar unnötige, fürchterliche Geschehen, nachts um halb drei in einer Sommernacht, hat mir, als ich die Böschung mit den brennenden Grablichtern passierte, wieder einmal gezeigt, dass bei aller Begeisterung für das Automobil eine einzige Sekunde der Unachtsamkeit, der Selbstüberschätzung zu unermesslich grausamen Folgen für viele unschuldig Beteiligte führen kann.

Wir alle, auch die, die dank langjähriger Erfahrung glauben, Fahrzeuge auch im Grenzbereich dank modernster Technik beherrschen zu können, sollten uns das immer wieder vor Augen führen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun.

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