Volvos neue Strategie: Warum die Null nicht mehr stehen soll

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„Die Null muss stehen“ lautet eine unabdingbare Forderung des knorrigen holländischen Fußball-Trainers Hub Stevens. Womit gemeint ist: „Männer, hinten dicht machen, bloß kein Gegentor.“ Auch beim schwedischen Auto-Importeur Volvo stand in Deutschland bisher die Null. Was sie jetzt nicht mehr tut, und worüber der skandinavische Hersteller von Premium-Modellen – ganz im Gegensatz zu Hub Stevens – mit Sicherheit nicht traurig sein dürfte. Denn dank 16 Prozent mehr Zulassungen im Geschäftsjahr 2014, die auch auf einer weltweiten Marken-Expansion beruhen, hat Volvo seinen Marktanteil in Deutschland ausgebaut: Von 0,9 auf 1,1 Prozent. Die Null steht also nicht mehr.

Die Schweden wollen ihren Wachstumskurs im Bereich der Premium-Anbieter in den kommenden Jahren mit ganz gezielten Strategien weiter ausbauen. Die Bilanz im Segment der gehobenen Fahrzeug-Modelle ist dem Hersteller wichtiger als die Aussagen des Gesamt-Rankings. Weshalb die aktuell 4,6 Prozent Marktanteil im Premium-Segment für Volvo und seine selbst gestellten Ziele viel aussagekräftiger sind als das Überspringen von der Null auf die Eins im „Gesamtklassement“ des Marktes. Die Bestseller im Modellprogramm waren auch im vergangenen Jahr die Modelle XC60, V40 und V60. Dort verzeichnete man zweistellige Zuwachsarten.

Die Schweden wollen den mehr als zufrieden stellenden Status Quo jetzt konsequent ausbauen. Das möchten sie nicht nur als Autobauer mit neuen Modellen und den neuen vierzylindrigen Drive-E-Motoren. Dazu gehören auch eine Aktivierung des Gebrauchtwagen-Programms und eine Ausweisung als ganzheitlicher Mobilitäts-Dienstleister. Geschäftsführer Thomas Bauch sagt diese Tage explizit: „Wir waren bisher im Gebrauchtwagenbereich nicht wettbewerbsfähig.“ Das soll sich ändern. Und mit dem neuen, Internet-basierten Mietwagenprogramm „Schwedenflotte“ will man auch die Händler als Basisstation konsequent mit ins Boot nehmen.

Gemeinsam mit dem Mobilitätsdienstleister CCUnirent System hat der skandinavische Autobauer mit Beginn des Jahres 2015 das Projekt „Schwedenflotte. Mobilität von Volvo.“ gestartet. Damit werden die teilnehmenden deutschen Volvo-Händler schlicht aufgewertet und zwar zu ganzheitlichen Mobilitätsdienstleistern. „Schwedenflotte. Mobilität von Volvo.“ ist das erste eigene Mietwagenprogramm des Herstellers.

Es gehe darum, „den individuellen Anforderungen unserer Kunden an eine Premium-Marke zu entsprechen“, sagt Bauch. Im Prinzip bemühe man sich mit Hilfe dieses Modells um eine Ganzzeit-Betreuung des Kunden in Sachen Mobilität. Es geht in erster darum, der eigenen Klientel stets das richtige Auto für den richtigen momentanen Zweck zur Verfügung stellen zu können. Und um Dinge wie den „kurzen Draht“ in die Werkstatt für das eigene Fahrzeug oder eine Langzeitmiete für Gewerbekunden. Das große Wohlfühlpaket für den Volvo-Kunden also.

Zugute kommen solle das nicht nur den Kunden, sondern auch den betroffenen Volvo-Händlern. Ihnen, so lässt Volvo verlauten, bringe der Einstieg in das professionelle Vermietgeschäft spürbare Vorteile: Es böten sich gute Chancen zur Gewinnung neuer Kunden. Vor diesem Hintergrund strebt Volvo für das Jahr 2015 die Marke von 36.000 verkauften Fahrzeugen an. Das würde einen Marktanteil von etwa 1,2 Prozent bedeuten. Davon, dass die „Null stehen soll“ ist bei Volvo jedenfalls nicht mehr die Rede.Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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