Leichtbau-Sitze: Mehr Platz, weniger Verbrauch

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Bis in die 70er-Jahre war das Fahrzeuggewicht kein allzu stringentes Thema im Automobilbau. Zwar tüftelten Sport- und Rennwagenkonstrukteure an einer Optimierung des sogenannten Leistungs-Gewichts, aber der Großserienbau blieb vorerst relativ unbeeindruckt davon. Erste, später dann verstärkte Hinweise auf ein Nachlassen der fossilen Erdölproduktion in der Mitte der 70er sorgten dann für einen Schrecken bei den Automobilherstellern, aber auch bei den Kunden. Das Mantra der Zeit folgte in ersten Versuchen, ein Automobil leichter zu machen, abzuspecken quasi. Da bis dahin aber auch der technische Leistungsstand bei Benzin- und Dieselmotoren noch viel Luft nach oben hatte, war schnell die Devise auf dem Markt: Mehr Leistung kompensiert dann eben das Gewicht.

Fahrzeugsicherheitstechnik plus Streben nach mehr Komfort setzten erneut ein Gegengewicht zur gefundenen Mehrleistung, so dass im Prinzip die alte Krankheit, als Missverhältnis aus Gewicht und Leistung, blieb. In den 80er-Jahren dann die Erleuchtung: Leichtbaumaterialien wie Leichtmetall und Kohleverbund- und Kunststoffe hielten Einzug in den Automobilbau ebenso wie Klebe- statt Schweißtechniken. Die technische Aufrüstung kletterte weiter: Bis zu 20 Servomotoren als sanfte Diener wurden eingebaut, Verbundglas in 3-facher Stärke, damit es im Inneren leiser wird, dazu Klimaanlagen, die den gesamten Innenraum bestrichen. Bis zu 250 Kilogramm wurden die Autos leichter, bevor sie ab den 90ern wieder sukzessive schwerer wurden. Downsizing der Motoren, also aus weniger Hubraum und Zylindern noch mehr Leistung zu pressen, beherrscht seither die Szene. Nicht immer zur Zufriedenheit der Klientel.

Der weltweit operierende Automobilzulieferer Faurecia, derzeit die Nr. 7 in der Branche, hat bereits in Vorzeiten mehrfach durch innovative Leichtbauelemente und Module aufhorchen lassen. Nun ist im Bereich der Sitze Faurecia eine Entwicklung gelungen, die pro Sitz eine Gewichtsersparnis von 2,3 Kilogramm generiert. Dieses Resultat konnte durch Verwendung neuer Materialien, verbesserte Polsterung und eine Weiterentwicklung von Rücklehne und Struktur erreicht werden. Wir sind auf dem Weg, eine Gewichtsreduzierung von etwa 4 Kilogramm zu generieren, sagte Thilo Ludewig, CEO und Leiter Forschung und Entwicklung im Ressort Autositze des Global Players. Gleichzeitig bietet diese neue Sitzgeneration mehr Geräumigkeit im Fahrzeuginnenraum, da der Sitz selbst auch verschlankt wurde, ohne Abstriche an Komfort und Sicherheit. Zudem kann mit den zu erwartenden Einsparungen an Material und geschwungene Längsträger mit leichtem, ausgeformtem Profil auch mehr Kniefreiheit für die Fondgäste angeboten werden. Die Erfinder selbst nennen die neue Kreation hybride Rahmenstruktur, die auf herkömmlichen UND neuen hochfesten Stählen sowie auf der Verwendung von Thermoplasten beruht. Sicherheit und Komfort waren die primären Grundvoraussetzungen bei der Entwicklung.

Da durch weniger Raumanspruch an die Sitze auch die Fahrzeuggesamtlänge reduziert werden kann, sind in Zukunft weitere, fundamentale Gewichts- und Kraftstoffeinsparungen möglich.

Text: Frank Nüssel
Bilder: Faurecia

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