Buchtipp – Amy Silver: Was bleibt, wenn du gehst

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Als sie an diesem Nachmittag zum gefühlten vierzehnten Maldie Treppe hinaufstieg, bemerkte Jen einen Blutstropfen aufden Stufen. Den musste sie nachher wegwischen. Nachher.Wenn die Schlafzimmer fertig und die Fensterbänke abge-wischt waren, die Tagesdecken faltenfrei auf den Betten lagenund die Badezimmer blitzten. Dann noch Kaminholz auffüllenund Rosen in die Vasen stellen. Weiße Teerosen für Andrewund Nat, blutrote Orchideen für Lilah. Dafür war sie volle zweiStunden zu einem schicken Blumenladen nach Draguignangefahren. Eigentlich lächerlich und völlig übertrieben, abervorhin war ihr das noch wichtig vorgekommen. Damit dasHaus einladend und gemütlich wirkte. Bei Dan war sie sichnicht so sicher gewesen: Pfingstrosen waren zu feminin, Lilienrochen nach Beerdigung, Nelken waren zu billig. Schließlichhatte sie sich für eine Schwarze Samt-Petunie entschieden, diesie auf den Schreibtisch unter dem Fenster stellte. Von dort aushatte man Blick auf die Bäume hinterm Haus und die Berge.

Vier Freunde, eine gemeinsame Zeit in einem Haus, und zwei Jahrzehnte Geschichte: Ein Unfall und die Frage, ob Freundschaften, die mal für die Ewigkeit gedacht waren, es auch wirklich sind. Amy Silver variiert ein bekanntes Thema originell und spannend. Eine Geschichte über Freundschaft ebenso wie über Verlust und Trauer, Schuld und Vergebung.

Amy Silver: Was bleibt, wenn du gehst. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 9,99 Euro

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