Einer der ganz großen Favoriten hatte ja vor einigen Tagen nach frühen Technikproblemen seinen Renner nach einem tiefen, nicht im Roadbook verzeichneten Sandloch zum Mehrfach-Überschlag gezwungen: Nani Roma. Al Attyah, der zwar auch einen X-raid-Mini pilotiert, aber nicht zum Kernteam von Monster Energy gehört, fährt diese Dakar quasi auf eigene Rechnung. Dass ausgerechnet der Qatari nun seit dem 3. Tag die Rallye ohne Unterbrechung anführte und sich allen Attacken seiner Gegner gegenüber als resistent entpuppte, wundert eigentlich nur Unkundige. Nasser Al Atttyah hat alles, was einen souveränen Sieger auszeichnet: Intelligenz, Spürsinn für das Machbare, Leben und Fahren am Limit, hohe Belastbarkeit und einen nicht gerade geringen Grad an technischem Verständnis. Sein neuer Copilot Baumel aus Frankreich hat sich inzwischen als spurensicherer Pfadfinder mit hohen GPS-Qualitäten herausgeputzt und sich auch als nervenstark erwiesen. So konnte das Siegerteam quasi die letzten 10 Tage die Konkurrenz im eigenen Rückspiegel beobachten und sich das Rennen einteilen. Letzten Endes hatte gegen so viel Konstanz auch der ehemalige Sieger Giniel de Villiers auf seinem starken Toyota Pickup keine Chance, gab sich ab der drittletzten Prüfung dann geschlagen und fuhr nur noch auf Platz halten.
So belegte er den 2.Platz vor einem weiteren Mini mit Krysztof Holowczyc, dem damit der lang ersehnte Sprung aufs Podest gelungen ist. Zwei weitere Minis mit van Loon und Vasilyev setzten die Erfolgsstory für das Treburer Mini- Team fort:unter den ersten 5 deren 4 Mini. Für das zahlenmäßig gleichgroße Toyota Overdrive/Imperial-Team stellt sich die Frage, was da ziemlich gründlich schief gelaufen ist. Zwar standen in den letzten Jahren die Plätze 3 und 2-mal 2 in der Endabrechnung zu Buche, aber man hatte wesentlich mehr erhofft. An mangelnden Barmitteln seitens der Sponsoren kann es nicht gelegen haben. Und die Qualität der Fahrer stand der der Mini-Teams keinesfalls nach, eher im Gegenteil. Als Einstand nach Maß kann man auch das Dreierteam des Wiedereinsteigers Peugeot mit dem neu entwickelten 2008 DKR nicht gerade bezeichnen. Erkenntnis: Da waren wohl die Vorbereitungszeiten für die Entwicklung zu knapp bemessen und insgesamt hingen die Trauben zu hoch. Dass die zweite Speerspitze Carlos Sainz schon früh die Segel streichen musste, war auch nicht gerade motivierend für das engagierte Team. Peterhansel gelang es immerhin, die Neuentwicklung noch auf Platz 11 zu hieven, was Peugeot sehr viel Feedback einbringen dürfte, falls man dort an ein Weitermachen denkt. Kollege Deprés, frisch von den Bikes herüber gewechselt, war mit seiner Aufgabe sichtlich überfordert und lief erst als 34. ein. Noch vor ihm: Robby Gordon, der eigentlich nicht viel zustande brachte, auf Rang 19. Das zweite rein deutsche Team (neben Schott/Schmidt) auf Platz 22 waren Schröder/Schröder mit einem privaten Nissan und ganz wenig Geld auf Platz 38: beachtlich!! Der letzte von 2 gemeldeten SAM-Mercedes aus der Sächsischen Automobil Manufaktur, von Rojas Campillay gelenkt, reihte sich als 56. ins letzte Zehntel der Ankommer ein.
Summa summarum: Veranstalter ASO sollte sich vielleicht mal überlegen, ob derart lange Transportetappen wirklich nötig sind. Teilweise waren sie viel länger als die Wertungsprüfungen. Das geht ins Geld und an die Zeit. Die Frage stellt sich, ob eine Dakar 2016 mit 5-6.000 Kilometern Gesamtlänge und dennoch selektiven Prüfungen nicht eher in die Zeit passen als die derzeitigen gut 9.000 Kilometer. Kosten, Risiken, Logistik und Belastungen aller Art ließen sich so auf ein gesünderes Maß eindampfen.
Text: Frank Nüssel/CineMotFotos: Teams