Buchtipp der Woche – Lars Simon: Kaimankacke

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Sie erinnern sich an Torsten Brettscheider, den Mann, der allen Grund hat, ständig Elchscheiße zu fluchen? Weil er in Gödselstorp (Schweden) auf den Spuren einer verstorbenen Verwandten erst mal von Katastrophe zu Katastrophe stolpert? Erst mal, wohlgemerkt (vgl. www.kues.de vom 30. November 2014).

Ende gut, alles gut. Fast. Jedenfalls ist Torsten mittlerweile Schriftsteller, er kann sogar davon leben. Dann ereilt ihn, was in kreativen Berufen und vor Prüfungen aller Art als Super-GAU gilt – Blockade total, hier: Schreibblockade. Das interessiert bloß die Literaturagentin nicht, die ihn unter ihre Fittiche genommen hat. Logisch, die will Geld verdienen. Muss sie wohl auch.

Und wenn's klemmt, dann richtig. So ist auch Torstens Beziehung zu Linda, sagen wir mal, eine Wackelkandidatin. Und so verordnet Torstens Vater dem Sprößling kurzerhand eine Auszeit. Da, wo er selbst gerade sein Leben in einer noch recht frischen Partnerschaft genießt: Costa Rica soll das Paradies sein, in dem die Kreativität erstarken soll.

Aber erst mal entpuppt sich das Traumziel als eine Art Gödselstorp 2.0, nur wärmer. Unterkunft, Miturlauber, Verpflegung – alles nicht der Brüller. Und wenn schon das Duschen zum Luxus wird, au Backe. Dass Torstens Kumpel Rainer ebenso mit dabei ist wie der ehemals gefürchtete Björn aus Gödselstorp, macht die Sache nicht wirklich besser. Vor das Besserwerden hat das Leben jede Menge Prüfungen gestellt.

Man darf sich Kaimankacke nicht als literarischen Reiseführer vorstellen. Es ist Comedy, Zuspitzung, ein Roman, der von den karikierenden Effekten seinen Reiz bezieht. Das gilt für Figuren wie den nicht so ganz lebenstauglichen Rainer, als Gutmensch offen für alles, so lange es nicht bürgerlich ist. Das gilt für Gerdda, den Pantoffel, unter dem Gatte Kall-Hainz seit Jahrzehnten steht. Das gilt auch für Papa Gerd und den alten Björn, die beide der zweite oder wie vielte Frühling innerlich beschäftigt. Sie alle mag es in der Form nicht wirklich geben – reale Personen, die ihre Züge tragen, erkennt man beim Lesen zweifelsohne. Vielleicht sogar sich selbst.

Lars Simon: Kaimankacke. Deutscher Taschenbuch Verlag; 9,99 Euro.

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