Die Brennstoffzelle und ihre Chancen

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Die fossilen Ressourcen, die u. a. für die Gewinnung von Benzin und Diesel vonnöten sind, haben sich als endlich erwiesen. Alternativen müssen gefunden, entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Das rein batterieelektrisch betriebene Fahrzeug dümpelt, obgleich seit Jahren verfügbar, in den Zulassungsstatistiken ganz weit hinterher. Gewicht, Preis und Reichweite sind da die negativen Indikatoren, obgleich inzwischen E-Autos bis zu 200 Kilometer weit fahren können, eine Ausnahme aus Nordamerika sogar deren ca. 400. Hybrid-Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor plus batterie-elektrischer Zusatzleistung stellen derzeit das wohl ökologischste Antriebssystem dar. Beispiel Toyota: Diese Marke hat weltweit inzwischen über 6 Millionen Vollhybride auf den Markt gebracht, die vom Schadstoffausstoß, vom Preis und von der (kombinierten) Reichweite her, zumal in allen eigenen Baureihen angeboten, das Optimum darstellen. Nun bleibt die Forschung nach weiteren Energien nicht stehen. Nicht nur in Japan. Auch in Deutschland haben die sogenannten Premium-Hersteller (z. B. BMW, Mercedes) sich seit Längerem mit der Brennstoffzellentechnik befasst. Millionen Kilometer wurden in Testflotten damit rund um den Globus absolviert. Bilanz: Die einen haben das Projekt völlig in den Keller geschoben, die anderen haben ihre Weiterentwicklung stark reduziert. Der japanische Autohersteller Toyota blieb am Thema, konsequent seit 20 Jahren, weil er einen Sinn für die Zukunft darin sah. Das FCV (Fuel Cell Vehicle /Brennstoffzellen-Auto) genannte Modell hat nun Serienreife erlangt und wird als Limousine (derzeit noch ohne speziellen Produktnamen) mit 4 Sitzen und 4 Türen ab 2015 auf den – zunächst – japanischen Markt kommen. Als Preis sind wohl etwa 50.000.- Euro angedacht. Der US-amerikanische und der Europamarkt werden mit Abstand folgen.

Welche Vorzüge weist der Brennstoffzellenantrieb auf? Zunächst die Reichweite. Sie entspricht in etwa der von Verbrennungsmotoren. Die Betankung dauert ebenfalls nur etwa 3 Minuten. 500 – 600 Kilometer bis zum nächsten Tankvorgang sind eine Ansage, die künftigen anderen Anbietern ins Lastenheft geschrieben steht. Ökologisch gesehen gibt es weder CO2 noch andere Schadstoffe, die in die Umwelt abgelassen werden. Und der Fairness halber soll auch gesagt sein, dass Schadstoffe durchaus entstehen, wenn die Komponenten der Antriebstechnik hergestellt werden.

Toyota hat einen weiteren Schritt zur Autarkie vollzogen: Hier werden sogar die Tanks für den Wasserstoff in Eigenregie gebaut, um jedwede Abhängigkeit (inklusive der sehr hohen Qualitätsansprüche) von Zulieferbetrieben zu meiden, schließlich liegt das Druckpotential in den Wasserstofftanks bei 900 bar, also etwa 300 mal höher als in einem Autoreifen. Bei diesem Thema bedarf es gezielter und subtiler Überzeugungsarbeit gegenüber dem Endkunden. Das FCV hat seine Erprobungsphasen bereits absolviert. Mit so gutem Erfolg, dass sogar eine sportliche Version beim letzten japanischen Wertungslauf zur dortigen Rallyemeisterschaft als Vorausfahrzeug fast 300 Kilometer lang im Renntempo eingesetzt wurde. Aber es gibt auch noch Probleme. Nicht beim Fahrzeug, sondern bei der Infrastruktur: Ein ausreichend großes Wasserstoff-Tankstellennetz fehlt noch, von flächendeckend ganz zu schweigen. Dazu das Thema Wasserstoffgewinnung sowie die Betankungstechnik. Die Anfangsprobleme bei der Elektro- und der Hybridtechnik sind ja bekannt, wurden auch gelöst. Die Gewinnung des Wasserstoffs ist aufwendig, geschieht durch Elektrolyse und setzt ausreichende Mengen an elektrischer Energie dafür voraus (Solar-, Wasser- und Windenergie wären ideal, Atomenergie wäre kontraproduktiv). Entscheidend ist, was hinten raus kommt: Wasserdampf ohne jegliche Schadstoffe. Eine neue Herausforderung für die großen Energielieferanten, sich vom nuklear generierten Strom endlich und endgültig zu verabschieden und den erneuerbaren Energien absolute Vorfahrt einzuräumen. Der japanische Autohersteller hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und mehrfach erfolgreich darauf reagiert. Wir Endkunden sollten uns da flugs anschließen.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Fotos: Hersteller

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