Heidi Hetzer:Zwangspause in Alma Ata

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Vor exakt drei Monaten ist Heidi Hetzer in Berlin gestartet. www.kues.de berichtet jeden Monat vom Fortgang ihrer Reise.

Doch im Oktober gab es gar nicht so viel zu berichten – und für Heidi nicht so viel zu fahren. Anfang des Monats war sie in Samarqand (Uzbekistan) und jetzt steckt sie in Alma Ata fest. Die Stadt heißt heute Almaty (Kasakhstan) und ist etwa 1200 Kilometer von Samarqand entfernt. Weiter ist sie noch nicht gekommen. Sie sitzt hier fest, wegen des blöden Visums für China.

Heidi hatte ihre Reisepläne schon bei Hudos notwendig gewordener Reparatur in Samarqand geändert und die Mongolei und Russland gecancelt. Sie wollte ja direkt von Kazakhstan nach China reisen, nördlich aus der Mongolei kommend. Aber jetzt reist sie ja von Westen ein, und da ist die Bürokratie heftig im Weg.Irgendwann Mitte November soll sie das China-Visum in Händen haben – wenn denn alles gut geht. Bis dahin heißt es nur warten, warten, warten.

Und das ist so gar nichts für Heidi Hetzer. Sie ist so voller Tatendrang, so voller Energie und Unternehmungslust, dass es für sie eine Qual ist, so lange an einem Ort bleiben zu müssen. Auch wenn Almaty (wie die Stadt heute heißt) 1,5 Millionen Einwohner hat und weiß Gott nicht eine Stadt am Ende der Welt, sondern sogar sehr westlich orientiert ist. Hier gibt es sogar ein richtiges Oktoberfest. Mit weiß-blauen Tischdecken, Dirndln, Lederhosen, Peitschenknallen und Bier. Das allerdings kommt aus der Türkei: Efes. Naja, wer stößt sich schon an solchen Kleinigkeiten.

Ein Ehepaar aus der Rotary-Familie hat sie aufgenommen. „Es ist ganz toll hier! Endlich mal nicht in einem Hotel schlafen oder im Auto,“ schwärmt Heidi.

Nicht, dass Heidi nichts zu tun hätte: Endlich hat sie nämlich Zeit, auch Hudo, ihr Auto, winterfest zu machen, und sich selbst: ihre Sommersachen nach unten und die dicken Pullover nach oben packen. Kameraleute vom örtlichen Frühstücksfernsehen haben sich angemeldet, und sie wird ständig zum Essen eingeladen. Die Menschen hier sind sowas von gastfreundlich!

Nun denn, so ganz eigennützig sind sie dann doch nicht: Jeder will ein Foto mit Hudo im Hintergrund geschossen haben. Bitte recht freundlich! Zum Glück hat Heidi genügend Autogrammkarten eingepackt, manchmal sind diese Autogrammkarten sogar bares Geld wert, denn oft darf sie für’s Essen überhaupt nichts bezahlen.Manches Mal gefällt den Menschen, die sie fotografiert, auch ihr knuffiger Berlin-Bär so gut, dass sie ihn behalten wollen. Nix da! Der Bär gefällt Heidi selbst sehr gut, und den gibt sie natürlich nicht her.

„Er ist mein Beifahrer,“ lacht sie. In China bekommt sie zwar wieder einen Beifahrer. Einen, der ihr von der Regierung zugeteilt wird und der sie durch das Land begleiten muss. Naja, er soll auf sie aufpassen, damit sie nicht vom rechten Weg abkommt. So kann man es auch nennen …Während Heidis Aufenthalt in Alma Ata (beziehungsweise Almaty) hat sie vor lauter Ungeduld einen eigenständigen Vorstoß nach China gemacht. Aber sie ist nur bis zur Grenze gekommen, man hat sie – natürlich – nicht ins Land reingelassen. Eigentlich, sagte man ihr, sei es ganz einfach, in China einzureisen. Sie müsse nur jemanden haben, der sie auf der anderen Seite der Grenze abholt.

Das ist leicht gesagt. Doch dabei konnte ihr auch der deutsche Botschafter, den sie auf dem Oktoberfest kennengelernt hatte, nicht helfen.Tja, so ist sie halt, die Heidi: Selfmadewoman auf der ganzen Linie. Es MUSS doch klappen! Und manches klappt ja auch: Über ihren täglichen Blog ha sie jemanden gesucht, der in der nächsten Zeit nach Almaty fliegt und ihr etwas mitbringen kann. Siehe da: Sie hat jemanden gefunden.

Er bringt ihr einige Standarten mit der Deutschlandflagge mit und ein neues Nummernschild für Hudo.Heidi hat 52 verschiedene Standarten für jedes Land dabei, das sie durchreist. Und meistens sind die Menschen nicht scharf auf ihre eigene Flagge, die kennen sie ja. Nein, sie wollen deutsche Flagge haben. Davon kommt jetzt Nachschub.Und mit dem Nummernschild ist es auch so eine Sache: Irgendjemand hat Hudo in einer Nacht- und Nebelaktion vom hinteren Nummernschild fein säuberlich das „D“-Zeichen herausgeschnittenAuch das kommt jetzt neu.Heidi weiß sich eben in jeder Situation zu helfen.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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