Frankfurter Buchmesse 2014: Nach-Lese (Teil 2)

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Bücher schreiben – das heißt auch, die ernsten Seiten des Lebens zu beschreiben. An denen es wahrlich nicht mangelt. Besonders eindrucksvoll beweist dies die Vergabe des Friedensnobelpreises, dessen Träger während der Buchmesse bekannt gegeben wurden – zumal im Vorfeld auch diskutiert worden war, den Preis anno 2014 dezidiert nicht zu vergeben. Angesichts täglicher Horrorschlagzeilen eine nachvollziehbare Überlegung.

Stattdessen wurde er zwei Mal verliehen, zum einen an die Schülerin Malala. Ihren Einsatz um die Bildung für Kinder und Jugendlicher beiderlei Geschlechts hätte sie fast mit dem Leben bezahlt. Kaum vorstellbar: Wo einerseits über bildungsferne Schichten lamentiert wird, muss andererseits Bildung unter dem Einsatz des eigenen Lebens vehement erstritten werden. Grund genug, die Lebensgeschichte der jüngsten Preisträgerin in der Geschichte des Friedensnobelpreises genau zu lesen.

Zum Vermächtnis wurde das letzte Buch von Joachim Fuchsberger. Wenige Monate nach der Veröffentlichung von Zielgerade verstarb er mit 87 Jahren. Schon als Showmaster war er nie um eine pointiert vorgetragene Auffassung verlegen (Auf los geht's los), erst recht nicht in Talkshows, in denen er die Vorzüge des Altwerdens benannte, lapidar und deutlich aber auch die Nachteile. Da war schon mal von den Ersatzteilen die Rede, die den Körper nach und nach dominieren. Vom schwierigen Leben nach einem Schlaganfall … wohl niemand, der das selbst erlebt hat, konnte das vor Blacky so wunderbar auf den Punkt bringen. Ein guter Grund für das Gütersloher Verlagshaus, an Joachim Fuchsberger zu erinnern.

Sind Sie ein Fan der Sendung, die im Titel den Nachnamen des Moderators trägt? Die sich schlicht Domian nennt? Dann werden Sie von seinem neuen Buch womöglich enttäuscht sein. Während man in seiner Sendung schon mal geneigt ist, zu fragen, ob es die schon arg skurrilen Anliegen der Hörer(innen) wirklich geben mag, zeigt er sich hier von einer ganz anderen Seite. So, wie man ihn jenseits der eigenen Sendung kennt, wenn er die eigene Zunft schon mal (sich selbst ausdrücklich eingeschlossen) schweineeitel nennt und auch prominente Mitstreiter, pardon, als Labertaschen entlarvt. Sein Buch lädt ausdrücklich ein, das eigene Leben einmal vorbehaltlos zu hinterfragen.

Dass jemandem nichts Menschliches fremd ist – davon zeugt das Werk Heinrich von Kleists, der sich 34-jährig das Leben nahm. Er beherrschte nicht nur die Kunst, lange Sätze lesbar zu schreiben, sondern auch, die Abgründe von Menschen noch dann zu hinterfragen, wenn ein Ereignis glasklar vor einem zu stehen und die Täterschaft festzustehen scheint. Die Büchergilde Gutenberg würdigt den Dichter mit drei illustrierten Novellen in einer neuen Ausgabe – auch für Nicht-Mitglieder zu erwerben.

Malala Yousafazai/Patricia McCormick: Malala. Meine Geschichte. Fischer Verlag; 12,99 Euro.

Joachim Fuchsberger: Zielgerade. Gütersloher Verlagshaus; 19,99 Euro.

Jürgen Domian: Richtig leben – und dann tu, was Du willst. Gütersloher Verlagshaus; 19,99 Euro.

Johannes Grützke (Illustrator); Martin Grobecker (Illustrator); Anke Feuchtenberger (Illustratorin); Heinrich von Kleist: Der Findling. Die Marquise von O. Michael Kohlhaas; Edition Büchergilde; 28 Euro.

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