Rallye du Maroc: Kantersieg der MINI’s

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Im vorletzten Lauf zum Cross Country Weltcup stand das marokkanische Königreich an und der Souverän selbst, König Mohammed VII., ließ sich die persönliche Schirmherrschaft nicht nehmen. Startort war im südlichen Atlasgebirge die alte Garnisonstadt Erfoud, Ziel war eine der schönsten Städte der Welt: Marrakesch. Natürlich hatten die Teams in diesem traumhaften Ambiente nur wenig Zeit für Umgebung und Kultur. Die Oilibya-Rallye of Morocco, wie sie offiziell heißt, gilt als eine der bestorganisierten überhaupt, zugleich aber auch als sehr hart, anspruchsvoll und selektiv.

Schließlich wurde teilweise auf den Spuren der ehemaligen klassischen Afrika-Dakar gefahren. Das Starterfeld entsprach also voll den Erwartungen der Organisatoren und verhieß folglich nahezu alle Weltspitzenteams, die sich auch die Chance, noch mal kurz vor der Dakar 2015 alles durchzuchecken, nicht entgehen lassen wollten. So war quasi das Who-is Who? der Sandexperten und Quertreiber fast komplett.

Die üblichen Verdächtigen führten das Start-Ranking an, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Al Yazeed und etliche starke Russen nicht gemeldet hatten (Gadasin und Kuznetsov z. B.). Und über allem schwebte die Unsicherheit, ob Nasser Al Attyah, der schnelle Qatari, tatsächlich antritt. Und wenn ja, auf welchem Fahrzeug. Bekannt war ja (wir berichteten an dieser Stelle mehrfach), dass er bisweilen mit einem Toyota Hilux V8-Pickup die Felder aufmischte, mal wurde verbreitet (Bilder gab es auch schon zu dem Thema!), er starte bei der nächsten Dakar auf einem FORD Ranger V8-Pickup. Und dann kreuzt er kurz vor Nennungsschluss in Erfoud auf, mit dem berühmten schwarzen MINI des X-raid- Teams, den er bereits mehrfach siegreich ins Ziel gebracht hatte. Starke Finanzmittel erlauben es dem Qatari offensichtlich, sich jederzeit jedes Fahrzeug beschaffen zu können, das Aussicht auf Sieg mit bringt. Verwunderlich allerdings, dass X-raid-Chef Sven Quandt mit Al Attyah einen der stärksten Konkurrenten zu dem im Moment führenden Russen Vasilyev ins Feld schob. Kannibalisierung nennt das der Fachmann. Und damit wäre auch klar, dass es Quandt viel eher um den Gewinn des Team-(Konstrukteurs-)Weltcups geht denn um den persönlichen Sieger zu sehen. Nur noch 20 Punkte Differenz zwischen Vasilyev und Al Attyah vor dem letzten Lauf, der Rally Portallegre Anfang November: das kann zu einem heißen Showdown führen. Nani Roma, anfangs wohl DER Favorit, stolperte über 3 Reifenschäden schon am ersten Tag, hatte aber nur 2 Ersatzpneus dabei, musste auf einen Teamgefährten warten. Zwei Tage später: Getriebesalat, Verlassen der Strecke, was die Orga gleich mit 100(!!) Strafstunden belohnte.

Trotzdem kam Nani wieder und belegte am Ende noch Rang 28. Chapeau. Co-Favorit Terranova, ebenfalls auf MINI, war dann doch der hartnäckigste Verfolger von Al Attyah, belegte den 2.Platz vor dem absoluten Überraschungs-Dritten Erik van Loon aus den Niederlanden, der auch einen MINI pilotierte. Das Podest also fest in der Hand der bajuwarisch-hessischen kleinen Dieselflitzer. Schmählich scheiterten nahezu alle Toyota-Pickup-Teams, teils wegen Fahrfehlern, teils wegen technischer Gebrechen. Das Gleiche galt für die wieselflinken Nissan Juke-Buggys, die von Nissan-Dessoude gemeldet waren und ihr Potential unter namhaften Piloten nur andeuten konnten. Nichts ist entschieden, die Spannung bleibt bis Portugal erhalten.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Teams

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