Liebe Leserin!

Lieber Leser!

Auf der aktuellen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover waren sie ein in der Tat „großes Thema“: Die Gigaliner, deren Akzeptanz, Schaden und / oder Nutzen derzeit einem Feldversuch auf unseren Straßen unterworfen sind. Wie immer bei solchen Anlässen lassen sich dann die entsprechenden Damen und Herren Politiker bei salbungsvollen Eröffnungsreden hören und sehen. In diesem Falle war es Bundesverkehrsminister Dobrindt, der vielleicht froh war, nicht immer zu etwas nur zu seiner umstrittenen Maut-Expertise Stellung nehmen zu müssen.

Und so verkündete der CSU-Mann ohne Umschweife, er wolle „freie Fahrt“ für die umstrittenen Riesenlaster auf deutschen Straßen. „Mein Ziel ist der Regelbetrieb. Wir brauchen die Lang-Lkw auf unseren Straßen.“ Fast schon begierig hatte sich der in den vergangenen Wochen arg kritisierte Maut-Mann auf einen entsprechenden Zwischenbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) gestürzt und gestützt.

Nach dessen Ergebnis können zwei der so genannten „Gigaliner“ mit ihren 25,25 Metern langen Außen-Abmessungen drei reguläre Lkw ersetzen. Derzeit sind die Asphalt-Jumbos etwa sieben Meter länger als offiziell erlaubt. Aber es ist ja auch (vorerst) nur ein Feldversuch. Ob es nur dabei bleibt, wird offenbar immer fraglicher. Denn: Ladevolumen, Spritverbrauch, Wirtschaftlichkeit – alles spreche für die Neuerung, so das BaSt-Papier.

Im Feldversuch hätten sich „keine wirklich gravierenden Probleme gezeigt“ heißt es in der Expertise des in Bergisch-Gladbach ansässigen Institutes. Gigaliner könnten demzufolge „die Transportketten in Deutschland effizienter machen ohne zusätzliche Risiken für den Verkehr und die Infrastruktur“. Denn, Weil sich bei ihnen die Last „auf acht Achsen verteilt, im Gegensatz zu den fünf herkömmlicher Lastwagen, ist die jeweilige Achslast geringer – auch das ist gut für die Straßen.“

Mag alles sein, liebe Leserinnen und Leser. Allein: Grau ist alle Theorie. Und wenn ich mir vorstelle, dass nicht nur ein paar Auserwählte dieser monströsen Fahrzeuge auf derzeit noch kontingentierten Straßen herum kutschieren, sondern deren Tausende unser ohnehin schon überfordertes Autobahnnetz malträtieren, dann habe ich doch größte Bedenken. Einen solchen Schwerlast-King-Kong in einer Baustelle neben, vor oder hinter sich zu wissen mit einer Technik am Rande der Belastbarkeit: Bei dieser Vorstellung ist mir nicht ganz wohl in der Magengrube.

Aber vielleicht geht es den Plänen um die Gigaliner ja auch wie Herrn Dobrindts Maut-Absichten. Noch stehen sie nur auf dem Papier: Und der eine oder andere Lobbyist aus der deutschen Nfz-Industrie wird da sicher auch noch mitreden wollen. Denn wo ein paar ganz schwere Brummer die Arbeit erledigen, da werden wohl auch weniger „Normalos“ abgesetzt. Und ob das den entsprechenden Herstellern so recht ist, das wage ich zu bezweifeln.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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