Test-Tour: BMW 428i Cabriolet

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Neuzugang in der Frischluft-Abteilung des Hauses BMW: Nachdem der Kompaktklassen-Platzhirsch der Münchener, das 3er-Cabrio, zuletzt in der Gunst der Käufer etwas hintenan gestanden hatte, bereichert jetzt eine neue Modellreihe das Angebot: Wir fuhren das BMW 428i Cabrio mit einer 245 PS starken Vierzylinder-Maschine und einer Achtgang-Automatik.

Im Premium-Geschäft der deutschen Automobilindustrie ist die Luft dünn. Sehr dünn sogar mitunter, was vor allem für das sehr wechselhafte und fragile Geschäft mit den Spaßmobilen für die schönste Zeit des Jahres angeht. Da muss man den Geschmack des Kunden schon ziemlich genau treffen. Oft sind es nur Nuancen in Sachen Leistung, Optik, Raumangebot und Optionals, die über das Wohl und Wehe des Anbieters auf dem Markt entscheiden.

Da sowohl Audi als auch Mercedes-Benz ihre offenen Modelle in diesem Segment modernen und zeitgemäßen Wünschen und Anforderungen angepasst haben, war zu erwarten, dass auch die Münchener nachlegen und handeln würden. Haben sie auch getan. Zum 4er weiterentwickelt, ist der offene BMW im Kompaktklassen-Segment jetzt nicht nur durch den Ziffernaustausch bei der Namensgebung im wahrsten Sinne des Wortes „eine andere Nummer“ geworden. Das Gesamtpaket rund um Fahrzeug-Anmutung, Ausstattung und Platzierung am Markt hat sich erheblich verändert.

Das 4er-Cabriolet wartet daher nicht nur mit moderater zusätzlicher Länge und Breite, sondern auch mit einem ganz anderen Raumgefühl und einem erweiterten Angebot in Sachen Assistenzsystemen für den Fahrer und Multimedia-Vernetzung auf, ohne die man als Anbieter in diesem Preissegment kaum noch den berühmten Blumentopf gewinnen kann. Zunächst jedoch gilt es die „Glaubensfrage“ bei Freunden des offenen Fahrens zu lösen: Klappdach oder Stoffmütze?

Wir nehmen „Umschlag 1“, da steht „Klappdach“ drauf und wir sind beim Anblick hoch erfreut. Denn die Hardtop-Version überträgt die dynamisch-elegante Optik des 4er-Coupés und des Grand Coupés in diesem Falle nahtlos auf die „zu köpfende“ Variante. Da ist kein Stilbruch zu erkennen, nein das passt. Ganz schmale Fugen, eine harmonische Linie, bestehend aus einem einzigen Schwung über die gesamte Silhouette. Der offene 4er verbreitet in der Seitenansicht – aber das ist in diesem Falle unsere sehr eigenwillige Auslegung des Visuellen – sogar einen zeitlosen Hauch des früheren James-Bond-Autos, des Z8.

Die Münchener Blechkleid-Schneider haben ihrer neuesten Kreation neben einer ausgezeichneten Geräuschdämmung auch noch einen praktischen Kniff verpasst. Das gefaltete Klappdach lässt sich per Knopfdruck um etwa 20 Zentimeter anheben und vergrößert damit das Volumen des Stauraums entsprechend. 220 statt 200 Liter bei geöffnetem Dach und 370 statt 350 Liter bei geschlossenem Dach stehen jetzt zur Verfügung.

Unsere Fahreindrücke in Sachen Cabriolet-Definition: Der Hecktriebler mit der Schadstoffklasse Euro 6 überzeugt durch eine hohe Verwindungssteifheit, es entstehen auch keine störenden Nebengeräusche. Unschöne Verwirbelungen offenbaren sich lediglich, wenn es auf der Autobahn in Richtung Höchstgeschwindigkeit (V-Max 250) geht. Diese Art der Fortbewegung sollte man ohnehin nur unter Verwendung des Windschotts vornehmen. Allerdings muss man sich erst einmal auf die Suche nach diesem 360 Euro teuren Detail machen, bevor man entdeckt hat, dass sich der Windabweiser in ein Fach zwischen den klappbaren Rücksitzlehnen und dem Kofferraum zurückgezogen“ hat. Ein pfiffiges Detailergebnis der sehr durchdachten Innenraumordnung.

A propos fahren: Der aufgeladene Zweiliter-Vierzylinder unter der Motorhaube verschönert den Auto-Sommer sowohl beim gemütlichen Cruisen im untertourigen Bereich wie auch beim Beschleunigen und jenseits der 200er-Tachonadel. Das Triebwerk hat zwar nicht gerade richtigen Bumms, lässt aber an seiner weit über das breite Drehmoment verbreiteten Potenz keinen Zweifel aufkommen. Immerhin riegelt die Elektronik erst bei der Marke von 250 km/h ab.

Vorzüglich passt dazu die ebenso sensible wie zupackende Achtgang-Automatik (gibt es für 2.150 Euro), die das 428i Cabriolet zu einem offenen mobilen Salon werden lässt. Wer auch in den jetzt anstehenden Herbstwochen möglichst jeden Sonnenstrahl auch bei nicht geradezu tropischen Temperaturen ausnutzen möchte, dem sei der Nackenwärmer für 400 Euro in den Kopfstützen „wärmstens“ empfohlen.

Keine Frage: Der offene 3er Nachfolger ist in jeder Hinsicht ein Premium-Produkt. Das trifft natürlich auch für die verwendeten Materialien im Innenraum zu. Es gilt allerdings auch für die Preisgestaltung. Doch auch in dieser Hinsicht haben deutsche Autos aus Süddeutschland ja einen gewissen Ruf zu verteidigen. Die Basisausstattung des BMW 428i Cabrio liegt mit etwas mehr als 48.000 Euro noch knapp unter der 50.000er Marke. Dafür gibt es dann unter anderem Ausstattungsdetails wie Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrische Sitzeinstellung, Klimaautomatik oder Xenon-Scheinwerfer. Alles, was darüber hinaus gewünscht wird in Sachen Assistenzsystemen oder Multimedia-Komfort, erfordert den Griff in den Geldbeutel. Da können dann schon einmal locker 20.000 Euro drauf gesattelt werden.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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