Test-Tour: Opel Cascada Biturbo

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Mit dem Cascada hat Opel wieder ein elegantes und schnittiges Cabriolet. Eines, das als echter Viersitzer durchgeht. Jetzt haben die Rüsselsheimer den „offenen Blitz“ mit einem Top-Diesel ausgerüstet. Ein Selbstzünder mit zwei Ladern und 195 PS Leistung. Wir waren mit dem Opel Cascada Biturbo unterwegs. Ein Leistungsaggregat, das nicht mehr aus der bekannten Motoren-Allianz zwischen General Motors und Fiat („powertrain“) stammt, sondern eine komplett neue Eigenentwicklung aus Rüsselsheim ist.

Cabriolet und Diesel? Geht nicht. Das war lange Jahre die (irrige) Meinung vieler Liebhaber des Freiluftfahrens. Doch seit der Selbstzünder domestiziert wurde, seit er den Namen „Ölbrenner“ nicht mehr verdient und ein wirtschaftliches, laufruhiges und kraftvolles Antriebsaggregat geworden ist, hat er auch seinen Platz unter der Motorhaube offener Fahrzeuge gefunden. Immer mehr. Sogar bei den sogenannten Premium-Fahrzeugen deutscher Herkunft. Und genau dort will Opel mit diesem Fahrzeug auch angreifen.

Denn neben dem 170-PS-Benziner hat Rüsselsheim jetzt den bärenstarken Diesel mit den beiden Abgas-Ladern im Angebot. In diesem Triebwerk kommt die technische Dominanz dieses Systems ganz bewusst und ersichtlich zum Tragen. Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, nämlich ab 1.750 Umdrehungen schickt dieser stolze 400 Newtonmeter Drehmoment an das Getriebe. Ein Fahrzeug mit knapp 1,7 Tonnen Gewicht liefert damit im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Argumente in Sachen Vortrieb.

Was dem Opel Cascada Biturbo allerdings fehlt, und was gerade in diesen Segmenten gerne geordert wird, ist eine Getriebe-Automatik. Wer dergestalt bequem die Kraft seines Motors auf die Straße übertragen will, der muss sich (zumindest noch) mit der 165-PS-Version als Diesel oder dem 1.6-Liter-Benziner mit 170 PS zufrieden geben. Als Verkaufsargument jedenfalls wären eine Automatik oder ein sanftes Doppelkupplungs-Getriebe für diesen sehr ansehnlichen offenen Opel nicht schlecht. Aber Opel hat seine Defizite erkannt und führt nach und nach neue Motoren und Getriebe ein.

Wirklich vonnöten, diese Erfahrung haben wir in unserem zweiwöchigen Berichtszeitraum gemacht, ist diese Form der beschriebenen Leistungs-Umsetzung allerdings nicht. Der Opel Cascada-Biturbo verfügt jedenfalls über ausreichend Potenzial an Beschleunigung aus jeder Situation heraus. Er kommt mit einer Kompressor-ähnlichen Vorstellung ohne „Loch“ aus dem tiefen Drehzahlkeller.

Das Ergebnis ist ein ziemlich schaltfaules Fahren, ohne dass sich das Triebwerk „verschluckt“. Dennoch kann man auch bei höheren Drehzahlen kraftvoll nach oben bis zur angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h durch beschleunigen und so viel Vergnügen an diesem ausgewogenen Antriebs-Aggregat finden. Wir ermittelten auch dank Start/Stopp-Technik einen Verbrauch von 8,6 Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometern, was für eine Maschine an der 200-PS-Grenze ein akzeptabler Wert ist.

Der Opel Cascada macht mit seiner Mischung aus zeitloser Eleganz und unaufdringlicher Ästhetik ohne viel Chrom oder Lufthutzen eine ausgesprochen gute Figur im Reigen der viersitzigen Cabriolets. Die hohe, leicht ansteigende Linie des Schultergürtels gilt in diesem sehr verwindungssteifen Cabrio als zusätzliches Sicherheitselement. Die in wenigen Sekunden öffnende und verschließende „Stoffmütze“ wird mittels eines Hebels in der Mittelkonsole bedient. Fahrgeräusche im geschlossenen Zustand auch bei hohen Geschwindigkeiten konnten wir so gut wie keine feststellen. Das Fahrverhalten ist am besten mit dem Attribut sportlich aber gutmütig zu definieren. Wohl auch ein Verdienst der Tatsache, dass Opel im Cascada-Biturbo die aufwendige Vorderachse aus dem Insignia OPC verbaut hat.

Opel hat dem Cascada mit dieser Motorisierung etliche interessante Features wie etwa eine Sitzlüftung oder eine Kopfheizung spendiert, mit denen die deutsche Konkurrenz auf diesem Niveau ebenfalls aufwartet. Was die Alltagstauglichkeit allerdings etwas einschränkt, ist der im geöffneten Zustand recht puppig ausgefallene Kofferraum, der seiner Aufgabe als Gepäckraum für vier Personen kaum nachkommen wird. Schade, denn mit aufgesetzter „Mütze“ offenbart sich ein durchaus praktikabler Innenraum.

Die Preisliste für den Opel Cascada-Biturbo beginnt in der Ausstattungsvariante Edition bei 32.7550 Euro. Die umfänglicher ausgestattete Version Innovation findet ihren Anfang bei 36.355 Euro.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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