Oldtimer-GP: Festival der Motorsport-Sinne

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Faszinierendes Festival der Sinne für die Liebhaber historischer Rennwagen: Bei der 42. Auflage des AvD Oldtimer-Grandprix auf dem Nürburgring fand die sprichwörtliche Renaissance faszinierender Boliden aus mehr als acht Jahrzehnten statt. Auf der Rennstrecke und in beiden Fahrerlagern, wo die Ikonen der Geschichte hautnah zu erleben waren.

Es war eine wunderbare Zeitreise in der Eifel, die bis in die Anfänge des vergangenen Jahrhunderts führte: Im wilhelminischen Deutschland herrschte Seine Majestät der Kaiser, die Brüder Wright hatten zum ersten gesteuerten Motorflug abgehoben, Edwin S. Porter den ersten Western der Filmgeschichte mit 12 Minuten Länge gedreht. In diesem Jahr, 1903, entstand der erste Opel-Rennwagen. Aus 1,8 Litern Hubraum wuchtete er 12 PS auf die Kurbelwelle. 111 Jahre später war eben dieser Koloss das älteste Fahrzeug, das beim „Oldie-GP“ des AvD 2014 zu sehen war.

Der Oldtimer-Grandprix ist beides: Er ist rollendes Museum und rasanter Motorsport mit zwar alten, aber immer noch intakten Rennfahrzeugen zugleich. Er lässt die Zeit und die Welt der Fangios, der Brabhams, der Caracciolas wieder auferstehen und lädt zu einer wunderbaren Zeitreise ein. Das Geschäft mit der Vergangenheit, mit der Nostalgie, mit schönen, kunstvollen Relikten war nie mehr en vogue als derzeit. Auf Deutschlands Straßen fahren immer mehr Oldtimer, in den großen Städten entstehen in immer kürzeren Abständen regelrechte „Klassiker-Tempel.“

Es ist dieses leicht verklärte Lebensgefühl, das Vergangene vielleicht für den Hauch eines Augenblicks zurückholen zu können, das Jahr für Jahr Abertausende zum Oldtimer-Grandprix zieht. Beim „Oldie-GP“ wird zwischen Formen und Farben, zwischen Tüftlern und Technik früherer Jahrzehnte das Einzigartige und das Erhaltenswerte an einer Zeit wieder herauf beschworen, die man oft fälschlicherweise die „gute, alte“ nennt.

Nirgendwo wird diese Sehnsucht nach heftiger, aber fairer Auseinandersetzung auf der Rennstrecke, nach Fahrzeugen, die unverwechselbar und einst auch unverzichtbar waren, mehr gestillt, als bei dieser herrlich wilden, alten, und doch so formvollendeten Hatz. Historische „Elefanten“ aus den Gründerjahren des Nürburgrings, Formel-1-Renner, GT-Sportwagen, Monoposti, die noch nicht dem Diktat des Windkanals unterworfen waren.

Unerbittliche Duelle, deren Drehbücher von den Fahrern und nicht von den Ingenieuren am Kommandostand geschrieben wurden. Rennen, in denen Mut und Können des Allein-Entscheiders hinter dem Volant Ausschlag gebend waren. Und nicht der Umstand, wessen Boxen-Schrauber beim Pit-Stop 0,2 Sekunden schneller war und wem der Computer drei Tropfen Sprit weniger als der Konkurrenz mit auf die Reise gab.

Auch deswegen ließen sich die Teilnehmer und Besucher des Historic-Festivals nicht von den scheußlichen Umständen beeindrucken und fernhalten. Auch wenn am Freitag die Regenmassen so heftig waren, dass die Rennleitung die Rote Flagge hervorkramte und die Autos in die Boxengasse zurück beordern musste. Irgendwie ging es dann doch weiter. Bis Sonntag am späten Nachmittag. Denn noch immer gilt am Nürburgring: Zwischen den Schauern wird der Regen immer seltener!

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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