Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Was wären wir Deutsche ohne unsere Charts-Shows, unsere Hitparaden, unsere besten, schönsten, größten Männer und Frauen, und vielleicht auch noch Kochrezepte. Es geht nicht mehr ohne Ranking. Wer sein Publikum bei Laune halten will, der muss einiges bieten auf der Klaviatur der professionellen Leistungsschau: Ergebnisse nämlich. Meist zwar nur völlig individueller und damit durchaus angreifbarer Natur, aber der Konsument hat zumindest seinen Spaß dabei. Und kann mitspielen: „Also meine Nr. 1 wäre ja der oder die gewesen … Wenn hingegen Zahlen, Daten, Fakten zur Bewertung und Kategorisierung anstehen, dann ist das schon eine andere Sache. Da geht es dann nicht mehr um Emotionen, sondern um nüchterne, greifbare Ergebnisse. So und nicht anders ist das. Unumstößlich, weil nachweisbar. Eine solche „Hitparade des wirtschaftlichen Grauens“ flatterte uns vor Kurzem dank der unermüdlichen Statistiker des Kraftfahrt-Bundesamtes auf den Tisch: Deutschlands Nieten unter den Neuzulassungen. Oder, anders ausgedrückt: Welche Autos wurden im ersten Halbjahr 2014 am allerwenigsten verkauft?

Doch lassen Sie uns den Spieß zunächst einmal umdrehen: Das meist verkaufte Auto in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres war – nun, Sie werden nichts anderes erwartet haben – der VW Golf. Insgesamt 114.720 neue Einheiten des Wolfsburger Bestsellers wurden von Anfang Januar bis Ende Juni an den Mann oder die Frau gebracht worden. Eine stolze Zahl. Aber eine Einordnung, die wohl jeden, der sich auch nur ein wenig mit den Gegebenheiten in der Automobil-Industrie auskennt, auch nicht wirklich überraschen wird.

Doch wo ein Anfang der Bestseller-Statistik ist, da muss es auch ein Ende geben. Und spätestens jetzt beginnen auch die (selbst ernannten) Experten zu rätseln: Erstens, um welches Fahrzeug handelt es sich, und zweitens wie viele Exemplare wurden denn nun davon bei uns verkauf? Ich will es Ihnen verraten: Die „Rote Laterne“ der bundesdeutschen Zulassungsstatistik zählt der Cadillac CTS. Eine Premium-Limousine der GM-Tochter aus Detroit. Ein halbes Dutzend davon – in Worten sechs – fuhren über die Ladentheke. Das war einer in zwei. Oder von mir aus auch ein Achtel Cadillac pro Woche, was aber technisch sicherlich nur schwer verifizierbar wäre.
Klar, jetzt möchten Sie natürlich auch wissen, welche Exoten sich denn noch da hinten am Schwanz der Zulassungs-Hitparade herum tummeln. Der Lexus LS, eine japanische Luxus-Limousine der gleichnamigen Toyota-Tochter, brachte es auf eine Verkaufseinheit mehr. Das sind sieben, oder – im Vergleich zum Cadillac – auch rund 15 Prozent mehr. Was sich rein marketing-technisch wiederum ganz anders anhört.

Nein, ich möchte jetzt nicht die ganze Litanei der mitunter durchaus respektablen Erzeugnisse der Automobil-Produktion „vorbeten“, die es da ans Ende der Fahnenstange verschlagen hat. Nur eines möchte ich noch hinzufügen: Den „Sieger von hinten“, also den neuen Cadillac CTD, bin ich erst vor kurzem bei dessen Markteinführung gefahren. Und verstehe seitdem so manches Hitparaden-Ergebnis nicht mehr. Das war vielleicht auch schon früher so, und ist wiederum sehr individuell und emotional ausgelegt. Aber danach war ja nicht gefragt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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