Buchtipp – Sebastian Schnoy: Ghostdater

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Ach, halt die Klappe.

Wenn Matthias Ach, halt die Klappe sagte, dann nichterregt oder wütend, eher resigniert. David und er pflegtenden herzlichen Umgang zweier Soldaten, die der Zufall in diegleiche Einheit gespült hatte und die nun das Beste darausmachten. Normalerweise schien es David, als hätte Matthiassein Leben besser im Griff. Er hatte mehr Geld, einen richtigenJob, ein Auto, das immer ansprang, und schnelles Internet.

Ein Unterschied, der für die Männer-WG organisatorische Folgen hat. David denkt nämlich nicht daran, Matthias etwas von seinem Wohlstand abzugeben. Immerhin schlägt Matthias sich als Journalist mal recht, mal schlecht durch.

Nur fehlt David zum perfekten Leben, man ahnt es, eine Frau. Und im Leben von Männern wie David löst man das am besten mit – klar, Online-Dating. Nicht nur aus Zeitmangel, sondern nahezu als Statussymbol. Problem: David weiß zwar, wie man eine Eventagentur managt, aber privates Schreiben ist nicht so sein Ding. Was liegt also näher, als den Mitbewohner als Ghostwriter einzuspannen. Dass sowas immer komplizierter wird, je mehr aus dem virtuellen Austausch einer in Echt werden soll, liegt auf der Hand. So ist es auch hier.

Der Stoff von Ghostdater ist nicht neu. Aber er spießt ein Problem auf, das sicher etliche Singles schon erlebt haben: Im Netz lässt sich so herrlich phantasieren, aber die Wirklichkeit kann so ganz anders aussehen. Aber auch jene, die Dates ohnehin lieber von Anfang an im realen Leben vereinbaren, werden an Schnoys flotter Story und seinem immer freundlichen Spott (da steht durchaus in Loriots Tradition) ihre Freude haben.

Sebastian Schnoy: Ghostdater. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 9,99 Euro.

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