Schaufenster „Tour de France“

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Geschätzte 12 Millionen Zuschauer in England, Belgien, Frankreich und Spanien innerhalb von drei Wochen. Dazu Milliarden von Radsport-Fans an den Fernsehgeräten in aller Welt. Die Tour de France, nach der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen das weltweit drittgrößte Sportereignis, ist ein riesiges Schaufenster für Produkte aller Art. Die 22 Profiteams mit 198 Athleten haben einen großen Pool von Sponsoren, die ihre Fahrer während der Rundfahrt begleiten und die dafür harte Euros oder Dollars auf den Tisch legen. Nirgendwo kann sich ein Sponsor besser platzieren als auf der Kleidung oder auf anderen Ausrüstungsgegenständen eines erfolgreichen Athleten.

Ein riesiger Tross von geschätzt etwa 5.000 Personen (Service-Mannschaften, Polizei, Organisation, Auf- und Abbau, Journalisten, Ärzte, lokale Ehrengäste) begleitet das Peloton über die dreiwöchige „Tor-Tour“. Für die Auto-Industrie ist das in jedem Jahr eine willkommene Gelegenheit, ihre Produkte einem Millionenpublikum vor Augen zu führen. Die Hersteller führen dabei die Qualität und Haltbarkeit ihrer Fahrzeuge in besonders schwierigen Situationen wie im Hochgebirge oder auf Kopfstein-Rüttelpisten in exorbitanter Art und Weise vor.

Um im offiziellen Feld der Frankreich-Rundfahrt, die sich bei ihrem Medienspektakel längst nicht mehr mit französischem Boden begnügt, dabei sein zu dürfen, müssen die Hersteller jede Menge klingender Münze auf den Tisch legen. Ein Obolus, der sich aber stets mit plakativer Präsenz bei stundenlangen Live-Übertragungen im Fernsehen oder eben bei der Durchfahrt in unzähligen Dörfern und Städten bezahlt macht. In diesem Jahr verlässt die Tour-Karawane zum Start noch einmal das Festland. Die Rundfahrt beginnt am Samstag, 5. Juli, im englischen Leeds.

Viele Jahre lang war der italienische Fiat-Konzern offizieller Ausrüster der Tour-Karawane. Zum Schluss fuhren die Organisatoren in stattlichen Limousinen von Alfa Romeo vor. Seit einigen Jahren ist jetzt die Volkswagen-Tochter Škoda der offizielle Tour-Ausrüster. Das heißt, dass alle Sportkommissare, die Tour-Leitung und die vielen Ehrengäste bei jeder Etappe in Fahrzeugen der Modellreihen entweder Octavia oder Superb durch die Lande kutschiert werden.

Den einzelnen Teams bleibt es dagegen in der Regel überlassen, mit welchem Hersteller sie sich zusammentun. Oft bestehen zwischen den sogenannten Proteams und einem Fahrzeug-Hersteller feste Verträge, die für alle Auftritte einer Saison, also nicht nur für die Tour de France, gelten. In der Regel stammen die Materialwagen oder die Begleitfahrzeuge der Serviceleute und der Teamleitung aber vom offiziellen Teamsponsor, mit dem man analog zum Rennsportkalender auch bei anderen Veranstaltungen während der Saison unterwegs ist.

Die Vielfalt an Herstellern ist dabei beachtlich. So ist auch in diesem Jahr der favorisierte Team sky mit dem britischen Vorjahressieger Chris Froome bis zur Zielankunft am 27. Juli in Paris mit einer Flotte von Jaguar XF Sportback unterwegs. Die australische Equipe Orica GreenEdge vertraut dagegen wie die spanische Formation von Movistar in diesem Jahr auf schwedische Produkte: Beide Formationen werden von Volvo V 70-Modellen begleitet.

Die Belgier von Lotto Belisol setzen, wie auch die offizielle Tour-Karawane, auf Škoda Octavia und Superb, während die nationale Konkurrenz von Omega-Pharma Quickstep die französische Autofahne bei der Tour de France mit Modellen der Reihe Peugeot 508 sw hoch hält. Die Italiener vom Lampre Merida sind mit Mitsubishi-Kombis unterwegs, die Dänen vom Team Tinkoff Saxo (ehemals Saxo) setzen dagegen auf BMW 5er touring.

Doch nicht nur die Autoindustrie macht sich das „Schaufenster“ Tour de France zunutze. Der Reifenhersteller Continental rüstet seit vielen Jahren mehrere der 22 Tour-de-France-Teams mit Rennrad-Reifen für alle Bereiche aus. Allrounder, Hochgebirge, Zeitfahren, Pflastersteine: Überall werden andere „Füße“ gebraucht. Im Jahr 2011 fuhr der Tour-Sieger, der Australier Cadel Evans, auf handgefertigten Conti-Pneus auf den Pariser Champs Elysées ins Ziel. Einen besseren Qualitäts-Nachweis für die eigenen Produkte kann man den Millionen von Hobby-Radlern, die die Tour über drei Wochen lang bei jeder Etappe begleiten, nicht liefern.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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