Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Kinder und Autoverkehr – ein immer präsentes und nie enden wollendes Thema, wenn es um Sicherheit im Straßenverkehr geht. Nicht nur um Kindersitze, um ihre Handhabung, ihre Stabilität, ihre Anbringung geht es. Nicht nur um das Thema „Kinder auf Reisen“, sondern auch darum, wann man Kinder die ersten Schritte im ganz normalen Wahnsinn auf unseren Straßen alleine unternehmen lässt. Zumindest teilweise. Dann nämlich, wenn die elterliche Fürsorgepflicht der Notwendigkeit, den Nachwuchs selbst irgendwann einmal Erfahrungen sammeln zu lassen, gegenüber steht.

So kontrovers dabei die Diskussionen um den richtigen Zeitpunkt des Entlassens in die kindliche Welt des Straßenverkehrs sind, so vielfältig sind auch die Meldungen darüber. Wie in der vergangenen Woche. Da tickerte eine Meldung des ADAC in die Redaktionsstuben, wonach sich die Sicherheitsexperten des Clubs für ein Halteverbot von elterlichen Fahrzeugen vor Schulen aussprechen. Eltern, so der ADAC, sollten schon Erstklässler nicht mehr mit dem Auto in die Schule fahren, da es diesen dann immer schwerer falle, den Schritt in die Selbstständigkeit zu üben. Auch wenn das vielen Eltern schwer falle. Eine Studie im Auftrag des ADAC habe ergeben, dass der Schulweg mit dem Auto gefährlicher sei als der zu Fuß. So seien 2012 zwar 2540 Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren zu Schaden gekommen, die zu Fuß zur Schule gingen, doch im Auto sei die Zahl der verletzten Kinder, die zur Schule gebracht wurden, erheblich höher gewesen. „Leider sind es oft die Eltern selbst, die Probleme verursachen, zitiert der Club den eigenen Fachreferenten für Stadtverkehr. Unmittelbar vor dem Schultor sei es am gefährlichsten. Dort träfen Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, auf diejenigen, die zu Fuß kommen. Nicht umsonst werden direkt vor der Schule oft absolute Halteverbote eingerichtet.“

Warum, liebe Leserinnen und Leser, muss man jetzt wieder mit Sanktionen für eigentlich gut gemeinte Aktionen kommen? Gerade die Kleinsten, die das behütete Kindergarten-Alter gerade abgeschlossen haben, und die nun vor der vielleicht ersten Bewährungsprobe ihres jungen Lebens stehen, reagieren darauf völlig verschieden. Es gibt Sechsjährige, die noch am „Rockzipfel hängen“, aber auch Gleichaltrige, die sich fast schon „erwachsen“ fühlen. Will sagen: Die Unterschiede bei jungen Menschen dieser Jahrgangsstufe sind noch sehr groß.Warum belässt man es nicht einfach dabei, dass allen Bedürfnissen Rechnung getragen wird und dass man als Vater oder Mutter sich der Verantwortung in diesem Falle besonders bewusst ist. Wo die einen schon an der Hand von Papa oder Mama zur Schule gehen, um dies in ein paar Wochen selbst zu erledigen, ist es für andere Kleinkinder wirklich noch besser, ihnen die ersten Ängste zu nehmen und den Weg zunächst einmal mit dem Auto zu erledigen. Muss man da wirklich „typisch deutsch“ mit Verboten, Sanktionen und Strafen daher kommen? Etwas mehr Miteinander und Verständnis für die Situation des Anderen täte es da meiner Meinung nach auch.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top