Buchtipp – Karin Wieland: Dietrich & Riefenstahl

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Ein 620 Seiten starkes Buch – Quellenverzeichnis und Personenalphabet eingerechnet – über zwei umstrittene prominente Frauen, die auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten aufweisen als Buchtipp bei Außentemperaturen jenseits der 30 Grad. Die doch wahrlich für leichtere Lektüren vorbestimmt sind! Für diesen Buchtipp muss es folglich einen guten Grund geben. Zum Beispiel den: Was Karin Wieland schreibt, liest sich streckenweise wie ein Krimi.

Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl. Diva und Diva. Beide bürsten das klassische Frauenbild ihrer Zeit gegen den Strich, sind Meisterinnen in der Selbstinszenierung bis ins Detail und sind noch im hohen Alter immer für eine Schlagzeile gut. Hier die Schauspielerin, die zum Weltstar wird, da die Fotografin, die sich von einer gefährlichen Ideologie blenden lässt und damit ihre Karriere mehr ramponiert als fördert. Obwohl es diese Karriere natürlich gibt.

Beide Frauen haben, aus ihrer jeweiligen Perspektive, nahezu ein gesamtes Jahrhundert erlebt, mit allem Wandel, allen Veränderungen und Entwicklungen. Fast bis zum letzten Lebenstag haben sie am Leben teilgenommen. Während Riefenstahl noch im sehr hohen Alter riskante Reisen unternahm und fotografierte, zog sich Marlene Dietrich bereits Ende der 70er aus der Öffentlichkeit zurück. Die Verbindung nach draußen hielt sie dennoch, vorrangig per Telefon.

Karin Wieland gelingt es, klar und pointiert auch die Schwächen der beiden Frauen aufzuzeigen, ohne dass es hämisch oder sogar gehässig wirkt. Heraus kommt, wie gesagt, eine verzahnte Biographie, der man durchaus Krimi-Qualitäten bescheinigen kann.

Karin Wieland: Dietrich & Riefenstahl. Die Geschichte zweier Jahrhundertfrauen. Deutscher Taschenbuch Verlag; 14,90 Euro.

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