CD-Tipp: Eurovision Song Contest 2014

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Zum Ende hin wurde es richtig spannend, war ein Sieg des Country-Song aus den Niederlanden denkbar? Schon eine musikalische Sensation – ein getragen präsentiertes Lied in bester Police-Tradition, aber aus Oranje. Am Ende aber gab's die gesellschaftliche Sensation: Europa kürte eine Drag-Queen zur Siegerin, und zwar mit erkennbarem Vorsprung. Einen jungen, österreichischen Sänger, der wusste: Er polarisiert. Einen mutigen Mann, der nicht nach dem Rezept suchte, wie man möglichst viele Punkte aus ganz verschiedenen Ländern sucht. Conchita Wurst sicherte sich Zuspruch aus ganz Europa, das damit ein Signal setzte, das sich viele gewünscht, manche nicht gewünscht und andere noch nicht mal zu träumen wagten. Die Dame mit dem Bart als Aussage: Travestie ist keine Sensation mehr, man muss nicht offenen Geistes sein, um den Mann in Frauenkleidern zu bestaunen, sieht man in jedem Karneval und in vielen Shows. Aber der Bart signalisiert: Man muss nicht jedem gefallen. Man muss so leben dürfen, wie man ist und wie man leben will, so lange man niemand anderen gefährdet.

Nebenbei ist Rise Like A Phoenix eine ganz typische Bombast-Ballade, Geschmackssache, und wer diese Musik mag, wird den Song lieben. Auch musikalisch – Signal hin, Bart her – ein Highlight des Abends. Ansonsten: Viel Eurovisionstypisches (Sanna Nielsen für Schweden, Ruth Lorenzo aus Spanien, Valentina Monetta aus San Marino, letztere besser, als es manche Schmähungen darstellen), manches musikalische Wagnis (Freaky Fortune für Griechenland, Carl Espen für Norwegen) und das ein oder andere aus der Abteilung: Musste das sein? (Teo für Weißrussland und Sebalter aus der Schweiz, ohne wen beleidigen zu wollen). Ein gemischter Jahrgang, aber einer mit echten Perlen. 37 Beiträge, reichlich Abwechslung.

Und Deutschland? Beweist immer wieder ein erstaunliches Gespür für das, was im nationalen Umfeld originell und gut dargeboten wird, international aber seltsam verloren und uninspiriert wirkt. So ist der 18. Platz für Is it right von Elaiza, so sympathisch die Drei rüberkamen, keine Überraschung. Leider.

Diverse: Join Us! Eurovision Song Contest 2014. (PolyStar/Universal)

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