Buchtipp – Fabian Hischmann: Am Ende schmeißen wir mit Gold

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Nach den ersten Zeilen kam mir spontan das Wort Wohlstandsverwahrlosung in den Sinn. Fabian Hischmann, selbst gerade mal 30 Jahre alt, stellt in den Mittelpunkt seines Romans einen jungen Lehrer. Der hat erst vor kurzem seine erste Stelle angetreten, doch falls er den typischen Anfängerenthusiasmus in sich trägt, verbirgt er es sehr gut. Er wirkt lethargisch, eben wie einer, dem es materiell an nichts fehlt, dem man auch nicht unbedingt Schlichtheit vorwerfen kann, aber in der materiellen Sorglosigkeit droht trotz bester Voraussetzungen das Denken und Fühlen abzustumpfen. Was sogar bei wesentlich älteren Menschen erschreckend wirkt, liest sich hier, so unspektakulär die Szenen sind, bei einem um die 30 wie blanker Horror.

Ausgerechnet die Eltern sind es, die ihn aus der Lethargie reißen, was mit einem schlichten Auftrag zu tun hat: Der Junglehrer soll Haus und Hund hüten, während die Eltern eine Urlaubsreise nach Griechenland unternehmen. Und dann knallt und raucht es in seinem Leben unerwartet heftig.

Fabian Hischmann schreibt keine komplizierte Prosa, er beobachtet sehr genau, kann Personen bis ins Detail schildern, ohne dass es detailverliebt wirkt. Manchmal entsteht bei solchen Beschreibungen der Eindruck, es müssten Seiten einfach gefüllt werden – hier nicht! Und: Hischmanns Hauptfigur wird vor allem dadurch sympathisch, dass sie sich selbst realistisch sieht und den – unerwarteten – Ausbruch aus der Gleichförmigkeit seines Lebens annimmt.

Fabian Hischmann: Am Ende schmeißen wir mit Gold. Berlin Verlag; 17,99 Euro.

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