Ring reloaded: Mythos 24hmacht sich fit für die Zukunft

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Noch professioneller, noch größer, noch zeitgemäßer, aber auch noch sicherer: Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, das sich in seltener Bescheidenheit auch das „größte Rennen der Welt“ nennt, organisiert sich im Jahr des Neubeginns rund um die Eifel-Rennstrecke neu und stellt sich den Herausforderungen der Zukunft. Die „Grüne Hölle“, das wurde am Wochenende beim Qualifikationsrennen zum „Ring“-Klassiker im Juni 2014 deutlich, ist viel mehr als nur Insolvenz-Schlagzeilen, Wirtschafts-Chaos, EU-Sanktionen oder windige Geschäfte-Macherei. Sie ist vor allem eines: Sie ist ein in Asphalt gemeißelter Mythos, der im Juni dieses Jahres 87 Jahre alt wird und nichts von seiner unglaublichen Faszination verloren hat. Dass das auch in Zukunft so bleibt, daran arbeiten auch die Organisatoren des 24-Rennens.

Es sei ein „Masterplan“, mit dem „wir die Zukunftsfähigkeit dieses Rennens garantieren und das 24h-Rennen in den kommenden Jahren zu einem Aushängeschild für einen zeitgemäßen und spannenden Sport machen wollen“, sagte Rennleiter Walter Hornung am Samstag bei der Präsentation des „Eifel-Klassikers reloaded“. Was aber beinhaltet das neue Reglement, was bedeutet es für die Teilnehmer, für die Privatiers, die Zuschauer, die Anwohner, ja für alle Freunde des Motorsports, die an diesem Stück unvergleichlicher Renngeschichte hängen und seit den turbulenten Jahren der jüngeren Vergangenheit um die Zukunft der „Grünen Hölle“ bangen?

Das Quali-Rennen am Sonntag, das über die Distanz von sechs Stunden, und damit über ein Viertel der Marathon-Distanz im Juni ging, zeigte die Richtung auf, in die es gehen wird: Neue Sicherheitsregelungen – sowohl an der Nordschleife wie auch in der Boxengasse – sollen für mehr Schutz bei Teams und Organisatoren sorgen. Im vergangenen Jahr war ein Crew-Mitglied nach einem Unfall noch mehrere Wochen im Krankenhaus gelegen. „Wir haben die Notwendigkeit erkannt, dass wir handeln müssen und zwar von den Grundstrukturen des Rennens an“, sagte Hornung.

Der ADAC und Namensgeber Zurich wollen dem Rennen zweimal rund um die Uhr damit auch einen „Hauch von Le Mans“ verpassen. Beim gigantischen Marathon-Match der Sportwagen-Weltmeisterschaft an der Sarthe geht schon lange nichts mehr ohne höchst professionelle Schutzmaßnahmen und auch dementsprechende Kleidung aller handelnden Personen beim Boxenstopp. So gilt ab diesem Jahr am Nürburgring in der Boxengasse für Marshals und Teammitglieder, die am Tankvorgang beteiligt sind, dass das Tragen von Sicherheitsausrüstung inklusive Helm Pflicht ist. Ab diesem Jahr sind auch alle Marshals mit Funkgeräten ausgestattet.

Erste Neuerung nach dem Rennen vom Wochenende ist der Qualifying-Modus der schnellsten Teams. In einem spannenden Einzelzeitfahren werden die Startplätze in den ersten Reihen vergeben. Diesen Modus betrifft auch die sichtbarste Änderung der neuen Maßnahmen: Statt zuvor 40 Teams werden nur noch 30 Equipen in das Top-Qualifying starten. „Das Teilnehmerfeld wurde mit Blick auf Fairness und Sicherheit der Teilnehmer entzerrt. Die Piloten gehen nun mit etwas größeren Abständen auf die knapp 25 Kilometer langen schnellen Runden. So wird es unwahrscheinlicher, dass zwei Fahrzeuge aufeinander auflaufen und sich womöglich gegenseitig behindern.“

Um auch den vielen Privatteams in den sogenannten „großen“ Klassen der 24h-Special-Fahrzeuge mehr Chancengleichheit einzuräumen, wurde am System der Fahrzeugklassen gefeilt. Es gibt einzelne Klassen (SP6 bis SP8), wenn die Fahrzeuge mit seriennahem Motor ausgestattet sind. Neu ist die Klasse „SP pro“, in der sich Teilnehmer mit weiterentwickelten Triebwerken duellieren. Das heißt, dass auch der Kreis der Kandidaten für den Gesamtsieg geschrumpft ist. In Zukunft dürften nur noch Piloten der „SP Pro“ oder der GT3-Klasse (SP9) für den Sieg nach 24 Stunden in Frage kommen.

Auch in Sachen Ökologie wird am Reglement weiter gearbeitet. Ab 2015 gilt ein maximaler Schallpegel von 130 dB(A), damit wird das Geschehen auf der Nordschleife etwas leiser. Diese Regelung wird ab dem kommenden Jahr auch für die Langstreckenmeisterschaft an gleicher Stelle eingeführt. „Wir wollen uns fit machen für die Zukunft. Damit treiben wir nicht nur in Sachen Antriebstechnologien und alternativer Treibstoffe, sondern auch in punkto Geräuschschutzes die Entwicklung zu noch Umwelt schonenderem Motorsport voran“, bilanziert der Rennleiter.

Von Rennfahrern und Teams wurde größtenteils Zustimmung zu den beschlossenen Maßnahmen und dem neuen Regel-Katalog signalisiert. Zumal auch etlichen Privatiers, die mit geänderten Abgasanlagen oder Katalysatoren für die Einhaltung der neuen Grenzwerte sorgen müssen, zeitlich entgegen gekommen wurde. Das neue Zeitalter am Nürburgring, hat endgültig Einzug gehalten. Nicht nur, weil es jetzt neue Besitzer und damit neue Hoffnung gibt. Und das kann für den „Mythos Nürburgring“ nur gut sein.

Text: Jürgen C. Braun

Fotos: Jürgen C. Braun, Oliver Kleinz

Scroll to Top