Liebe Leserin!
Lieber Leser!Am vergangenen Samstag, am 29. März also, war es 40 Jahre her, dass die erste Ausgabe eines Autos auf den Markt kam, dessen Name heute – und das schon seit vielen Jahren – für eine ganze Klasse, ein ganzes Segment von Millionen Fahrzeugen steht: Der Golf. Wir haben an dieser Stelle bereits über die ersten Jahre das VW Golf und den späteren Siegeszug des Wolfsburger Bestsellers berichtet. Deshalb will ich auch nicht zum „x-ten Male“ auf das Thema eingehen.Eine kleine „Schmonzette“ aus der Anfangszeit des Fahrzeugs, und darüber, wie sich auch sogenannte selbst ernannte Experten irren können, möchte ich Ihnen an dieser Stelle doch nicht verheimlich. Etwa zwei Jahre vor dem ersten Golf hatte ich mir – wenige Wochen im Besitz des Führerscheins – mein erstes Auto zu gelegt. Einen gebrauchten VW Käfer, 13 Jahre alt, Baujahr 1959, für 700 Mark damals. Da ein solcher fahrbarer Untersatz natürlich nicht für die Ewigkeit gedacht und auch gemacht war, stand runde zwei Jahre später ein neues Auto an.

Da der Autohändler meines Vertrauens gleichzeitig auch der Vaters eines Schulkameraden war, ging ich natürlich zu ihm, um mich beraten zu lassen. Aufgrund des schmalen Geldbeutels eines Frühzwanzigers stand ein Neufahrzeug gar nicht zur Diskussion, aber auf dem Hof hinter der Aral-Tankstelle am Ortsausgang, wo man damals noch wahlweise verbleites oder unverbleites Benzin tanken konnte, standen jede Menge gepflegte und gut erhaltene Gebrauchte. Als wir beide also im Sommer des besagten WM-Jahrs 1974 auf dem Hof zwischen in die Jahren gekommenen Ford 12 oder 17 M, Opel Kadett B, oder wahlweise auch ein paar liebevoll zusammen geflickten Citroën „Döschewos“ (2 CV) und Dyane 6 herum flanierten, erzählte mir der Hausherr, dass Volkswagen jetzt „einen Neuen“ bringen würde. Der VW Käfer, das Blech gewordene Sinnbild deutscher Zuverlässigkeit (läuft und läuft und läuft …) würde scheinbar auslaufen. Das, so meinte er, der sein Handwerk schon vor dem 2. Weltkrieg gelernt hatte, verstehe nun wer will. „Junge, die spinnen. Erst mal sieht der furchtbar aus, so kantig und eckig. Guck Dir dagegen mal einen Käfer an. Der hat Charakter.“ Außerdem, und da kam dann der Verkaufs-Philosoph in ihm durch, erklärte er mir, dass sich „sowieso kein Durchschnitts-Verdiener ein Auto kaufen würde, was Golf heißt.“ Denn Golf, das wäre was für die reichen Leute. Und nicht für den kleinen Mann.

„Denk an mich, den bauen die bei Volkswagen nur einmal, dann wird er eingestampft. Den gibt es keine fünf Jahre.“ Um dann hinterher zu weissagen: „Aber vielleicht kriegst Du ihn mal günstig als Gebrauchten. Man weiß ja nie.“ Eben, wusste man nicht. Ich habe mich damals als zweites Fahrzeug in meiner langen Besitzer-Karriere für einen gebrauchten Fiat 128 entscheiden. Der stand leider ziemlich mit Nässe und Kriechfeuchte auf dem Fuß und das Wort „voll verzinken“ (in diesem Falle die Karosserie) existierte damals im Italienischen offensichtlich nicht.

Aber auch in diesem Fall war es wie mit dem neuen VW Golf: Man weiß ja nie …

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top