Test-Tour: BMW X1 (drive 2,5)

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Als er vor fünf Jahren auf den Mark kam, trat er mit dem Anspruch an, der agilste und fahrfreudigste SUV seiner Klasse zu sein. Doch der BMW X1 ist auch nach einem Facelift nicht das, was man unter einem SUV, versteht. Jedenfalls nicht ausschließlich. Aber er ist ein Multitalent in vielfacher Hinsicht. Ein bisschen Limousine, ein Schuss Kombi, eine Prise SUV und einen Hauch von Grand-Tourisme, wenn’s ums Fahrgefühl geht. Spaß haben, so die Devise des Hauses BMW, soll der Kunde mit den eigenen Produkten. Zum Spaß haben gehört aber nicht nur das reine Vergnügen beim Fahren, sondern auch die Bewältigung der wiederkehrenden Alltags-Aufgaben: Wirtschaftlichkeit, Platz, Variabilität, Sicherheit. Eben all das, woran man Wert und Wertschätzung eines Fahrzeugs erfährt.

Auf Basis des 3er Touring hat BMW den X1 damals in die Händler-Schauräume gestellt. Woran man schon erkennen kann, dass ein Fahrzeug mit dieser Bodengruppe aus der Kombi-Ecke kommt. Um im Vergleich mit der Premium-Konkurrenz von Mercedes, Audi, Volkswagen oder Jaguar top zu sein, wurde das Fahrzeug bereits nach drei Jahren überarbeitet und hat jetzt einen neuen Top-Motor erhalten, der auch unseren Testwagen antrieb: Einen 218 PS starken Dieselmotor, der serienmäßig am BMW Allradsystem xDrive „hängt“.

Geht man von der Optik (egal aus welcher Richtung man sich den kleinen BMW besieht) aus, dann würde man ihm auf Anhieb mit die Bezeichnung SUV mit auf den Weg geben. In einem solchen nämlich sitzt man erstens höher, hat dafür einen Laderaum von 420 Liter (bei voller Bestuhlung) mit recht tiefer Ladekante. Das ist bequem, erleichtert den Wocheneinkauf oder das Mitnehmen sperriger Gegenstände.

Das Platzangebot ist Kompaktklassen-typisch. Nicht überwältigend, aber völlig ausreichend, um auch im Fond für längere Reisen Platz zu nehmen. Im Interieur hat BMW noch einmal das Material aus dem alten 3er mit verbaut, was aber dem Gesamteindruck und der Verarbeitung nicht schadet. Die Sitze sind straff, haben gute Seitenführung und genügend Auflagefläche. Geht’s an die Fahreindrücke, dann kommt der „richtige“ BMW zum Vorschein. Sehr direkte Lenkung, agiles aber spurtreues Kurvenverhalten, sportliche, fast schon harte Federung. Ja, das ist durchaus auch in einem solchen Auto dieser Klasse und dieses Aufgabenbereiches das, was man unter „Freude am fahren“ versteht.
Zumal der Top-Diesel (der übrigens nur zwei Liter Hubraum hat und nicht 2,5 wie aufgrund des Namens zu vermuten wäre) einen Top-Job macht. Die 450 Newtonmeter lassen den 1,6 Tonnen schweren BMW X1 aus dem Keller heraus mit „Dampf“ aber ohne Zugkraft-Unterbrechung komfortabel beschleunigen. Was uns indes gestört hat, ist ein ziemlich deutliches Brummen im oberen Drehzahlbereich bei langen Autobahnfahrten. BMW gibt 6,8 Sekunden für den Sprint von Null auf 100, eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h und einen Verbrauch von 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometer an. Letzteren Wert haben wir mühelos auf knapp sieben Liter getrieben, allerdings waren auch viele Landstraßen- und Stadtkilometer darunter. Der Fahrer hat die Wahl zwischen einer sehr gut abgestimmten Achtgang-Automatik und einer manuellen Kraftübertragung, etwa mit den bekannten Paddeln am Lenkrad.

Mit dem Fahrzeug wirklich ins Gelände zu gehen, darauf verspürt man übrigens nicht wirklich Lust. Nicht, dass man dem Allradsystem xdrive, das seine Tauglichkeit ja nun schon zur Genüge nachgewiesen hat, trauen würde. Aber die geringe Bodenhöhe macht alleine schon beim Hinsehen aus dem X1 keinen Softroader. Was allerdings wieder in die Kategorie „Spaßfaktor“ gehört, ist der verstellbare Modus (Sport-, Komfort- und Eco Pro), wobei der letztgenannte ein „Öko-Programm“ mit modifizierter Gasannahme und adaptiver Schaltcharakteristik der Automatik ist.

Das Top-Modell des BMW X1 kostet 38.950 Euro, ist aber ohne viel Mühe noch in die Höhe zu treiben. Dafür erhält man ein komplettes aktives und passives Sicherheitspaket, Start-/Stopp-Automatik, CD-Radio, Nebelscheinwerfer, Leder und Klimaautomatik. Nach unseren Erfahrungen mit der Automatik und wahlweise Paddel-Betrieb ist es eine Frage der Präferenzen, ob man dem Handschalter oder dem Automaten für 2.100 Euro Aufpreis den Vorzug gibt.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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