Gralshüter der mobilen Ahnengalerie:
Wer ein Herz für das Automobil und insbesondere eines für gut erhaltene, ältere Ausgaben dieser Spezies hat, für den gibt es in den kommenden Tagen einen Pflichttermin: Die Techno Classica in Essen. Die Revier-Metropole wird alljährlich zum Mekka für besondere Auto-Ereignisse: Da ist einmal im November/Dezember die „Essen Motor Show“, auf der sich Zehntausende von Tuningfreunden und Verehrern ausgefallener Kreationen treffen und dann eben die etwas gesittete Version der Ehrenbezeugung des Automobils: Die Techno Classica ist so etwas wie das aufgeschlagene Handbuch aus der Blütezeit der Pracht- und Prestige-Mobile. Alles halt etwas feiner, etwas distinguierter, aber nichts desto trotz nicht weniger einmalig und phänomenal auf eine ganz besondere Art und Weise. Sie ist die Elite-Messe der Klassikbranche. In diesem Jahr findet sie vom 26. bis 30. März statt.
In diesem Jahre feiert die Messe ihr „Silbernes Jubiläum“: Vor 25 Jahren, 1989, öffnete sie zum ersten Mal ihre Pforten, damals war sie noch eher ein Geheimtipp für die Geldschickeria. Inzwischen sind gut erhaltene ältere Fahrzeuge, angefangen vom Brezelkäfer bis hin zu erlesenen Prädikaten mit siebenstelligen Preisforderungen, zu einem regelrechten Kult- und Wertgegenstand geworden. Das Interesse, vor allem aber das Geschäft mit den Young- und Oldtimern (Fahrzeuge die entweder mindestens 20 oder 30 Jahre alt sind), wächst beständig. Im vergangenen Jahr besuchten etwas mehr als 193.000 Gäste die Hallen am Essener Gruga-Gelände.
Schon seit langem sind klassische Automobile eine gute Geldanlage; allerdings benötigen sie eine gewisse Anzahl an Jahren „auf dem Buckel“, will man mit ihnen entsprechende Erlöse erzielen. Um durchschnittlich 4,2 Prozent stieg die Wertentwicklung historischer Kraftfahrzeuge im vergangenen Jahr. Anton Leon Franssen, Geschäftsführer des Messe-Veranstalters S.I.H.A legt dar: Der Markt für Young- und Oldtimer wächst seit zehn Jahren stetig und er wird es auch in Zukunft tun. Den meisten Interessenten geht es um die Leidenschaft für historische Fahrzeuge, um ihre Originalität und die wunderschönen Details. Vor allem aus Übersee kommen immer Kunden, Käufer und Verkäufer. Dort ist der Klassiker-Markt erst im Entstehen, aber – er boomt. Deshalb wird in diesem Jahr auch zum ersten Mal ein Übersee-Spezialist aus der Speditionsbranche in Essen mit an Bord sein.
„Share the passion“ – „Teile die Leidenschaft“ hieß vor einem Jahr das vielsagende Motto. Und genau das beherzigen auch Besucher, Aussteller, Käufer und Verkäufer in diesem Jahre wieder. Das (Verkaufs)Ergebnis, so die Essen Messe GmbH, ist wie schon im Vorjahr übertroffen worden. Nichts Anderes erwartet man auch bei der Neuauflage ab kommenden Mittwoch bis zum Sonntag wieder. Mehr als 1250 Aussteller aus über 30 Nationen haben sich auch für dieses Jahr wieder angesagt. Sie zeigen in den ausgebuchten Hallen und im Freigelände ein faszinierendes Angebot an Oldtimern, Classic- & Prestige-Automobilen, Motorsport, Motorrädern, Ersatzteilen und Restaurierung.
Fast jeder Hersteller, der etwas auf sich und seine Geschichte hält, nennt inzwischen eine eigene Klassikabteilung sein eigen. Für die Gralshüter der Tradition und der Ahnen ist die Techno Classica daher nicht nur eine willkommene Pflichtübung, sondern auch die beste Möglichkeit, ihre mit viel Liebe gepflegte und restaurierten Exponate wieder einmal einer staunenden Öffentlichkeit vorzuführen. Mehr als 25 verschiedene Automobilhersteller werden in Essen wieder mit atemberaubend schönen Fahrzeugen vertreten sein. Darunter natürlich auch die Klassikabteilungen der großen deutschen Hersteller wie Mercedes-Benz, Porsche, BMW, Audi, Ford oder Opel. Aber auch Importeure mit einer bedeutenden Ahnengalerie haben in den Schatzkästen der Erinnerung gekramt und dort Erstaunliches und Bewundernswertes zutage gebracht.
Einen regelrechten „Weltrekord“ stellt Mercedes-Benz in diesem Jahr in Essen mit insgesamt 36 Rennwagen, darunter alleine 13 Grand-Prix-Fahrzeugen auf. Das Erbe des automobilen Kulturgutes pflegen auch die zahlreichen Oldtimer-Clubs, die in Essen in jedem Jahr in immenser Zahl vertreten sind. Gerade dort werden auch viele „Ringeltauben“ aus mehr als 100 Jahren Automobilgeschichte zu sehen sein.
Weitere Infos über Ausstellungszeiten, Eintrittspreise und weiteren Besucherservice gibt es unter www.messe-essen.de und unter der Homepage des Veranstalters, http://www.siha.de/.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Jürgen C. Braun, Mercedes-Benz, Citroën,
