Buchtipp – Tennessee Williams: Die Katze auf dem heißen Blechdach

Beitragsbild
Foto 1

Sie tut wirklich alles, um ihre Ehe zu retten und ihrem Mann eine gute Gefährtin zu sein. So wie Xanthippe, die Sokrates vor der Vereinnahmung durch seine Bewunderer schützen musste und dafür in Kauf nahm, dass ihr Name als Inbegriff des Zänkischen galt. Das tut er bis heute. Maggie spricht eine derbe Sprache, stößt permanent ihre Mitmenschen vor den Kopf – und erreicht schließlich doch die Wende zum Guten. Die Katze auf dem heißen Blechdach, geschrieben fürs Theater, hat seinen Autor Tennessee Williams in der Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton weltberühmt gemacht und den beiden – damals noch jungen – Schauspielern gleichfalls zu Weltruhm verholfen.

Die (Pseudo)-Moral der amerikanischen Südstaaten, unter deren vermeintlich blitzblanker Oberfläche es nur so brodelt und die menschlichen Abgründe, die da brodeln, waren das große Thema, das der Dramatiker Williams vielfach variierte. Den Anlass zum Wiederlesen gibt freilich ein Deutscher: Ralf König hat in seinem neuen Comic Raumstation Sehnsucht zahlreiche Hommagen an Tennessee Williams untergebracht, Namen, Anspielungen, Zitate, ein ungewöhnliches Experiment in Sprechblasen, ein gelungenes. Es lohnt sich durchaus, König und Williams einmal vergleichend zu lesen, dann erkennt man erst recht die Aktualität der vor Jahrzehnten entstandenen Werke. Zu Ralf Königs neuem Comic sei gesagt: Er steht, was derbe Formulierungen angeht, der zitierten Maggie keineswegs in irgend einer Weise nach. Nichts für Zartbesaitete – sie seien vor der Lektüre ausdrücklich gewarnt. Aber man wird dem Spezialisten für Knollennasen nicht gerecht, reduziert man ihn auf schrille Bilder und knallige Sprechblasen. Denn man erkennt hinter den Derbheiten die Sympathie, die Ralf König für seine Figuren empfindet. Man kann mit den Figuren lachen. Zum Auslachen gibt's keinen Grund. Das macht gute Komik aus.

Tennessee Williams: Die Katze auf dem heißen Blechdach. Fischer Taschenbuch Verlag; 7,99 Euro.
Ralf König: Raumstation Sehnsucht. Rowohlt Verlag; 19,95 Euro.

Scroll to Top