Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Alljährlich im Januar eines jeden Jahres treffen sich im Harz besonders kluge Menschen, die sich mit allen möglichen Arten von Problemen oder offenen Fragen des Straßenverkehrs beschäftigen. Das Ganze nennt sich „Verkehrsgerichtstag“ und ist eine angesehene Institution. Diskussionen oder Erörterungen auf diesem „Klassentreffen der Experten rund ums Thema Automobil und Mobilität“ dauern in der Regel ein paar Stunden, in denen es meistens darum geht, das Unausgesprochene, das Ungedachte (manchmal auch das Unüberlegte) und vor allem das bisher nicht in die Tat umgesetzte kräftig zu durchleuchten.

Präsident des Verkehrsgerichtstages ist der ehemalige Generalbundesanwalt Kay Nehm. Wenngleich die Tagungspunkte und auch die Beschlüsse des Verkehrsgerichtstages nicht immer von einer besonderen Nähe zur Praxis zeugen, so fand einer der Programmpunkte des Kongresses in der vergangenen Woche doch nicht nur viel mediale Aufmerksamkeit, sondern auch meine persönliche Zustimmung. Es ging um ein häufig vernachlässigtes Thema, um das Miteinander von Lastwagen und Pkw.

Sicherlich haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch schon einmal das eine oder andere Erlebnis mit überladenen Lkw auf unseren Fernstraßen gehabt, bei denen sie sich nachher – gelinde gesagt – darüber gewundert haben, dass nichts passiert ist. Es liegt mir fern, an dieser Stelle den Stand der Berufskraftfahrer unangemessen anzugreifen oder gar zu diffamieren. Die Fahrer „auf dem Bock“ haben weiß Gott in der Regel keinen leichten Job und sind auch nicht gerade überbezahlt.

Und dennoch; Wer von uns hat nicht schon Lkw mit schwankenden Führerhäusern bei vielfach überhöhter Geschwindigkeit gesehen, dass es einem Angst und bange werden konnte. Jetzt wurde in Goslar – dort findet der Verkehrsgerichtstag immer statt – von eben jenem Präsidenten Kay Nehm zu einer verstärkten behördlichen „Jagd“ auf überladene Lastwagen aufgerufen. Zu schwere Lkw, so erläuterte Nehm anhand objektiver Fakten, gehörten zu den Hauptverursachern schwerer Straßenschäden.

Viele Landesstraßen seien „in schlechterem Zustand als manche Feldwege“. Nehm appellierte an die Behörden und Politiker, das Verursacherprinzip nicht aus den Augen zu verlieren. „Der Verschleiß unserer Straßen ist ja keineswegs Gott gegeben.“ Schon ein normal beladener Lkw verursache tausendfach mehr Verschleiß als ein Pkw, sagte Nehm. Und überladene Lastwagen richteten an den vorgeschädigten Straßen ein Vielfaches an Zerstörungen an. „Dies sollte der Politik auch bei Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Konsequenzen keineswegs gleichgültig sein.“

Um überladenen Lastern auf die Spur zu kommen, forderte er flächendeckende Kontrollen mit moderner Technik, die ja zur Verfügung stünde. Man könne dies nicht „einem mit Anhaltekelle ausgestatteten Polizisten am Fahrbahnrand überlassen“. Über die Themen des Verkehrsgerichtstages, über die Art und Weise, wie darüber diskutiert wird und wie Anregungen aufgegriffen werden, kann man geteilter Meinung sein. In diesem Falle aber sage ich: „Hier hat sich der Verkehrsgerichtstag einmal nicht als „Klub der Theoretiker und Schwafeler“ erwiesen, sondern hat durch seinen Präsidenten das Kind, und damit das Problem, beim Namen genannt. Was, wenn überhaupt, letztendlich aber dabei heraus kommt, steht wie so oft auf einem anderen Papier geschrieben.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top