Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Über das Errege-Thema der Woche rund um das Auto brauchen wir dieses Mal nicht lange zu rätseln. Seit bekannt geworden ist, dass der große ADAC mit seinen fast 19 Millionen Mitgliedern – oder besser gesagt dessen Kommunikationschef – bei der Wahl zum beliebtesten Auto der Deutschen kräftig geschummelt hat, ist es vorbei mit der Attitüde des mächtigen Clubs als die ewige und alleinige Wohlfühlzone der deutschen Autofahrer/innen.

Bei aller berechtigten Kritik und der Rechtmäßigkeit der Empörung quer durch die Republik denke ich dennoch, dass Differenzierung vonnöten ist. Der ADAC, das ist nicht nur der auch wegen seines Führungsstils und seines Umganges mit den Mitarbeitern intern angezweifelte oberste Öffentlichkeits-Arbeiter. Der ADAC, das ist auch nicht nur sein Präsident, sein Geschäftsführer, oder all die anderen „Großkopferten“, die nun versuchen müssen, die Scherben zusammen zu kehren und das Ansehen des in seinen Strukturen unüberschaubaren Gesamt-Gebildes ADAC nicht noch weiter zu belasten.

Der ADAC, das sind auch diejenigen Frauen und Männer, auf die der jetzt so beschädigte Begriff des „Gelben Engels“ wirklich noch zutrifft. Das sind jene Pannenhelfer und vielfach auch Erstretter, die in den teils unmöglichsten und schwierigsten Fällen in vorbildlicher Art und Weise das tun, weshalb Sie und ich wohl auch einmal ADAC-Mitglied geworden sind: Hilfe leisten in des Wortes wahrer Bedeutung nämlich. Wer schon einmal nachts auf einer verlassenen Landstraße oder bei Schnee und Regen am Autobahnrand mit banger Erwartung auf die Frau oder den Mann vom ADAC gewartet hat, der weiß, wovon ich spreche. Ganz zu schweigen von den Menschen in den Rettungshubschraubern, ohne deren segensreiches Wirken viele Personen schwerste Unfälle entweder gar nicht oder mit sehr viel schwer wiegenderen Folgen überlebt hätten.

Viele Mitglieder, vielleicht auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden sich angesichts dieser Vorfälle um die „frisierten“ Ergebnisse die Frage stellen: Soll ich überhaupt noch Mitglied des Klubs werden oder bleiben? Beitrag zahlen für einen Verein, von dem ich nicht weiß, ob er mich möglicherweise in noch ganz anderer Hinsicht hinters Licht führt? Für einen Verein, der eine Milliarde auf der hohen Kante hat und dennoch die Beiträge erhöht? Der mit seiner Pannenstatistik eine wirtschaftliche und eine politische Macht ist und von dem wir alle nicht wissen, ob und mit welchen Mitteln er diese Macht einsetzt.

Meine persönliche Entscheidung verrate ich Ihnen gerne: Ich werde ADAC-Mitglied bleiben, weil ich nur durch meine Mitgliedschaft etwas bewirken oder verändern kann. Denn nur als eines von fast 19 Millionen Mitgliedern habe ich die Möglichkeit ein Zugriffsrecht darauf, in Zukunft Transparenz von den Leuten an der Spitze eines Konsortiums zu verlangen, die mit meinen (und auch Ihren) Beiträgen hantieren. Damit sich solche Dinge, wie die geschönten Zahlen beim „Gelben Engel“ nicht wiederholen werden und möglicherweise noch ganz andere Dinge deutlich gemacht werden.
Wert auf diese Auszeichnung – ob sie unter notarieller Aufsicht oder nicht ermittelt wird – werden in Zukunft ohnehin nur noch die wenigsten Autohersteller legen. Schade, dass der begnadete Kabarettist Dieter Hildebrand Ende des vergangenen Jahres so plötzlich verstorben ist. Dieser ADAC wäre eine literarische Festspeise für ihn geworden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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