CD-Tipp – Reinhard Mey: Jahreszeiten 1967-2013

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Man reibt sich die Augen ob dieser Ankündigung: Zum 50. Bühnenjubiläum … – dabei hat er doch eben erst noch eine CD veröffentlicht, die großen Anklang fand, und Tourneen absolviert er genau so konsequent wie seine Studioproduktionen. Es stimmt aber: Tatsächlich ist Reinhard Mey seit 50 Jahren aktiv. Als Sänger, Texter, Komponist.

Eine CD-Box aus 46 dieser 50 Jahre versammelt aus dem Anlass alle bisher erschienenen Studio-Alben. Die Preisempfehlung liegt bei 238 Euro, für fast 30 CDs ein angemessener Preis. Da das Oevre aber nach Dekaden aufgeteilt wurde, gibt es die 10-Jahres-Boxen auch einzeln. Für Fans (oder Menschen, die es werden könnten), sicher ein passendes Weihnachtsgeschenk. Wenn's nicht mehr vorrätig sein sollte oder keine pünktliche Lieferung zum Fest mehr realisierbar ist – Beschenkte freuen sich ja gern auch im Nachhinein. Für Reinhard Mey selbst dürfte die Hommage seiner Schallplattenfirma ein probates Geburtstagsgeschenk sein: Gestern ist er 71 geworden.

46 Jahre – die spannen den Bogen von dem Wunsch des jungen Künstlers, wie Orpheus zu singen, von der Feindschaft zwischen Zimmerwirtin und Bewohner (Trilogie auf Frau Pohl) über das Ankommen im Familienleben (Menschenjunges) und das unvermeidliche Chaos beim Vorstehen einer fünfköpfigen Familie (Aller guten Dinge sind drei), die Vorwegnahme der deutschen Einheit nur wenige Jahre, bevor sie tatsächlich kam (Ich würde gern einmal in Dresden singen) bis in unsere Zeit. Unmöglich, alle Highlights an diseer Stelle aufzuzählen.

Reinhard Mey ist ein Mann der leisen Töne. Lautes Gebahren ist ihm, der in jungen Jahren ein durchaus Wilder gewesen sein mag (man denke an Frau Pohl), ein Gräuel. Und seine Produktionen finden Käufer. Das hat ihm unter Kritikern nicht nur Freunde beschert. Angepasstheit ist ihm vorgeworfen worden, Anbiederung statt kritischer Beobachtung. Das stimmt nicht; freilich muss man schon hinhören, was da gesungen wird. Wie das bei den leisen Tönen eben ist.

Auch harte Kritiker werden dabei anerkennen müssen, dass er, sich selbst treu bleibend, seine Zeit über fast 50 Jahre hinweg genau beobachtet hat und dabei Position bezogen. Nicht alle muss man teilen, Respekt verdienen sie sehr wohl. Auch die Tatsache, dass er sein Privatleben recht konsequent vom öffentlichen Auftreten trennt. Umso schöner, dass zum umfangreichen Begleitmaterial ein Weggefährte beitrug, der genau so sanft auftreten kann wie Mey, aber sicher durch andere Werke bekannt wurde. Die Rede ist, na klar, von Hannes Wader. Der hat seinem Freund schon vor Jahrzehnten eine ehrende Textzeile gewidmet, an die hier erinnert werden soll und Wader/Mey in ihrer Bedeutung vorzüglich auf den Punkt bringt: … von ihnen, die auch schöne Lieder schrieben, sind fast nur noch wir beide übrig geblieben. – so ist es.

Reinhard Mey: Jahreszeiten 1967-2013. (Odeon)

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