Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Gönnen Sie sich abends auch die eine oder andere Stunde länger vor der Flimmerkiste, wenn mal wieder ein Schweden-Krimi angekündigt wird? Henning Mankell, Stieg Larsson oder auch (seltener) Hakan Nesser: Das ist ganz großer, in die Tiefe der menschlichen Abgründe gehender Nervenkitzel. Kein Tatort, der innerhalb der vergangenen 40 Jahre zum gefühlten zehnten Male wiederholt worden ist. Und dann, wenn die Herren Kommissare, Therapeuten, Opfer und Sozialmilieu-Geschädigten ihre Fahrzeuge besteigen, was sehen wir dann? Richtig: Schwedische Autos in schwedischen Erfolgsverfilmungen. Heißt auf gut deutsch: Entweder Volvo oder Saab.

Ganz ehrlich, ich gehöre auch zu denjenigen, die diese Art der etwas subtileren Flimmerkasten-Kultur gerne goutieren. Und genau so ehrlich: Es versetzt mir immer noch einen kleinen Schlag in die Magengrube, wenn ein Saab 9-3 oder ein Aero oder irgendein längst vergessenes anderes Derivat aus Trollhättan durchs Bild fährt. Denn Saab, das hatte was, das war was: Saab war gegen den Mainstream, gegen den Einheitsbrei. Saab stand für die individuelle und ganz und gar ungewöhnliche Art der Fortbewegung. Und deswegen fehlt Saab auch, seit die Bänder im schwedischen Werk still stehen.
Die schwedische Traditionsmarke Saab hat eine bewegte Geschichte. Sie gehörte bis zum Beginn des Jahres 2010 zum US-Konzern General Motors. Danach wurde sie für kurze Zeit von dem eher unbedeutenden niederländischen Sportwagenbauer Spyker übernommen. Was jedoch nicht lange gut ging. Denn Ende 2011 musste Saab trotz aller Rettungsversuche die Insolvenz beantragen. Danach übernahm NEVS, ein chinesisch-japanisches Konsortium, die Marke.

Für alle Freunde des Hauses kommt jetzt eine gute Nachricht: Im nächsten Jahr wird wieder ein Saab von einem jener besagten Bänder im skandinavischen Werk laufen. Wenn auch etwas anders, als man das in früheren Jahren und Jahrzehnten gewohnt war. Denn der neue Besitzer hat für das Frühjahr 2014 ein Elektro-Mobil auf Basis des Saab-Modells 9-3 angekündigt. Die etwas betrüblichere Nachricht möchte ich an dieser Stelle aber auch nicht verschweigen: Produziert und verkauft werden soll das Modell lediglich in einer limitierten Auflage. Es ist (vorerst zumindest) nur für den chinesischen Markt vorgesehen. Angeblich sollen schon 200 Bestellungen für den „Elektro-Elch“ vorliegen. Was sich im Straßenbild auf Chinas Straßen nicht wirklich bemerkbar machen würde. Aber, und das tröstet mich dann doch wieder etwas: Vielleicht muss Kommissar Wallander ja mal eine Dienstreise nach China antreten, um dort zu ermitteln. Und was würde er dann dort mit Sicherheit fahren? Genau, einen …. Aber Sie wissen schon!

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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