Liebe Leserin
Lieber Leser!

Dass persönliche Mobilität nicht nur ein tägliches Grundbedürfnis unserer veränderungsfreudigen Gesellschaft ist, sondern auch einen – mitunter recht hohen – Spaßfaktor haben kann, ist unbestritten. Denn warum beispielswiese findet man unter den ersten Strahlen der wärmenden Frühlingssonne oder beim „Indian Summer“ im Oktober- so viele Menschen, die mit dem Motorrad unterwegs sind? Warum steigt die Zahl der Cabrio-Nutzer schlagartig an, wenn Lust, Luft und gute Laune locken? Oder warum suchen etliche unternehmungslustige Zeitgenossen im Winter bei tiefem Schnee nach Wegen, die sie mit ihrem Allradler, in Fahrzeugen mit möglichst hohem Radstand meistern können. Mobil sein darf und soll Spaß machen.Das gilt insbesondere für ein „Fahrzeug“, das man immer häufiger auf unseren Straßen vorfindet: das Quad. Doch für alle Freunde dieses immer noch recht abenteuerlich anmutenden Gefährtes kam in dieser Woche eine schlechte Nachricht auf den Tisch. Und zwar in Form der Ergebnisse einer Studie, die der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft in Auftrag gegeben hatte. Danach haben Quads einen miserablen Sicherheitsstandard. Die vierrädrigen Fahrzeuge mit dem auffälligen Motorradsattel bieten keine Knautschzone und sind zudem nur selten mit elektronischen Fahrhilfen ausgestattet. Die Studie, so der Verband, zeige vor allen Dingen, wie häufig die Fahrer mit den tollen Spaßmobilen schlicht und ergreifend überfordert seien.

Geschätzt mehr als 150.000 Quads sollen auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. So lange die breiten Boliden nicht mehr als 15 kW Motorleistung haben und unter 400 Kilo wiegen, reicht der einfache Pkw-Führerschein aus, um damit Gas zu geben. Oft aber endet der Ausflug mit einem Quad im Krankenhaus oder zumindest mit einer unangenehmen Überraschung. 40 Prozent der Unfälle mit Quads, so habe die Studie ergeben, passierten durch Fehler der Fahrer. Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen im täglichen Straßenverkehr sei dieser Wert extrem hoch: Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen mit Autos lag der Anteil der sogenannten Fahrunfälle im vergangenen Jahr bei 13 Prozent. Bei Motorrädern waren es 17 Prozent.

Der Grund sei vor allem dass „die Fahreigenschaften eines Quads mit denen eines Autos oder Motorrads nur schwer zu vergleichen“ seien und auch dessen Bedienung mit kleinen Hebelchen in punkto Sicherheit sehr zu wünschen übrig lasse. Ein leichter Druck reiche oft aus, um „eine irre Kraft zu entfalten. Das alleine sei aber nicht der Grund für die vielen Crashs, die aus Fehlern des Fahrers resultierten. Es sei die Summe einer Vielzahl von „Gegebenheiten technischer Art wie gigantischer Lenkkräfte und persönlicher Unzulänglichkeiten.“

Nun ruft der Verband, wie könnte es anders sein, nach Konsequenzen von Seiten des Gesetzgebers. Es könne nicht sein, dass sich jeder Führerschein-Inhaber „so einfach auf ein Quad setzen und los donnern“ dürfe. Offenbar genügt der gesunde Menschenverstand, die technische Basis des Mannes oder der Frau im Sattel oder das persönliche Verantwortungsgefühl gegenüber sich selbst und den Mitmenschen nicht mehr aus. Eigentlich schade, dass in Deutschland mal wieder als Erstes der Ruf nach dem Gesetzgeber laut werden muss, wenn es um die eigene Sicherheit und die der Mitmenschen geht.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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