Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Seit der vergangenen Woche haben wir alle wieder ein Stück mehr Verbraucherschutz erfahren. Mit der neuen Vergleichs-App auf unserem Handy können Sie und ich, also alle, die auf den kostbaren Saft für unser Fahrzeug angewiesen sind, in Echtzeit die Preise im Netz abrufen und das Niveau an deutschen Tankstellen vergleichen. Wie sind denn Ihre Erfahrungen damit, falls Sie überhaupt schon welche haben? Haben Sie sich dieses Verbraucher-Teil schon auf Ihr Smartphone runter geladen. Klicken Sie jetzt eifrig, bevor sie losfahren oder ist die Gewohnheit, an die bekannte „Tanke“ zu fahren, doch stärker?

So sehr das Verfahren mittlerweile auch als ultimative Waffe gegen die Macht der Ölkonzerne gepriesen wird, um deren Absprachen zu unterwandern. Mit Verlaub gesagt: informieren konnte man sich auch schon, bevor es diese App im world wide web gab, was denn nun an den Tankstellen in unserer unmittelbaren Umgebung los war. Denn die richtigen Sparfüchse fanden nicht erst seit vergangener Woche auf speziellen Websites Tipps für günstige Tankstellen in ihrer Nähe.

Das neue Instrument hat jedoch im Vergleich zu den bisher bewährten Praktiken einen Vorteil: so genau und vor allem so zeitnah wie seit dem Donnerstag vergangener Woche waren die Angaben definitiv noch nicht gewesen: Denn die neue Markttransparenzstelle für Kraftstoffe gibt die Spritpreisänderungen von mehr als 13.000 Tankstellen in Deutschland in Echtzeit an Informationsdienste weiter. Daran hat es bisher gemangelt. Man wusste halt nie: Wie alt ist die Info, die man im Netz abrief, wirklich. „Ist der Preis schon überholt, oder ist das noch aktuell?“

Schon seit Ende August müssen fast alle der bundesweit etwa 14.700 Tankstellen Preisänderungen innerhalb von fünf Minuten dem Bundeskartellamt melden. Sonst drohen saftige Bußen. Ausgenommen sind nur ganz kleine Tankstellen. Das Kartellamt gibt diese kostenlos weiter, zunächst an die vier Anbieter ADAC, clever-tanken.de, mehr-tanken.de und spritpreismonitor.de. Weitere acht Informationsdienste sollen folgen. Der Probebetrieb läuft zunächst einmal bis Anfang Dezember. Auf jeden Fall, so Kartellamtspräsident Andreas Mundt, schaffe die neue Situation, für den Verbraucher eine Art Waffengleichheit mit der Mineralölindustrie“. Die Vergleichsmöglichkeit werde den Wettbewerb ankurbeln.

Ich bin mir da, ehrlich gesagt, noch nicht so ganz sicher, was den Erfolg dieses Minuten-Checks angeht. Das Kartellamt konnte bisher trotz intensiver Bemühungen keinerlei Nachweise für illegale Preisabsprachen der fünf großen Mineralöl-Konzerne in Deutschland untereinander erbringen. Die Meldestelle soll jetzt für mehr Transparenz sorgen. Ich hege allerdings den Verdacht, dass vielen Autofahrern der Standort (noch) wichtiger ist als der Preis. Ich sehe es doch an mir selbst. Meist siegt die Bequemlichkeit: Man fährt dorthin, wo man sowieso immer hin fährt. Nicht nur wegen des Tankens. Auch weil man noch das eine oder andere aus dem Shop braucht, oder auch, weil man dort eine Tankkarte hat oder es dort auch noch ein günstiges Waschangebot gibt. Der Mensch ist in vielerlei Dingen (leider) ein Gewohnheitstier. Sicher sind alle Dinge, die die Macht des Verbrauchers gegenüber den Multis stärken können, zu begrüßen, aber ich bin in diesem Falle etwas skeptisch. Machen wir es aber einfach so, wie man das in solchen Fällen immer bewerkstelligen sollte: Geben wir der Einrichtung erst mal eine Chance um zu sehen, was draus wird.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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