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Nirgendwo werden Motorsport-Fans so leidenschaftlich wie in Monza, ist doch das Autodromo im königlichen Park mit einem durchschnittlichen Rundentempo von 230 km/h die weltweit schnellste Formel-1-Rennstrecke. Ganz so rasant war der Opel Monza zwar nicht unterwegs, seine Vmax von 215 km/h genügte vor 35 Jahren jedoch zur Pole Position bei den Oberklassecoupés. Vor allem aber sollte der Rüsselsheimer Racer Opel zurück in die Glamour-Liga katapultieren. Dort, wo einst Kapitän, Admiral und Diplomat Führungsrollen besetzten und V8-Diamanten wie der zweitürige Diplomat vom Karossier Karmann oder der Klappscheinwerfer-Keil Opel CD als schönste Coupés in Concours d'Elégance gekürt wurden. Die Macht der Achtzylinder war allerdings Ende der 1970er Jahre gebrochen. Erstmals ließen Energiekrisen und politische Forderungen nach Drosselung des Benzinverbrauchs sogar in den USA sparsamere Vier- und Sechszylinder sexy sein. Dies dafür mit ausreichend Pferdestärken unter der Haube. So setzte der Monza ebenso wie sein Limousinen-Pendant Senator auf bis zu 132 kW/180 PS starke Drei-Liter-Reihensechszylinder, die viel Tempo machten, aber nach heutigen Maßstäben auch nicht wirklich genügsam waren.

Großzügige 16,4 Liter im urbanen Normzyklus gönnte sich der Monza 3.0E und bei schnellen Autobahnfahrten war der Konsum kaum geringer. Dennoch: Vergleichbar kräftige Achtzylinder verlangten damals bis zu 50 Prozent mehr. Auch die etablierte Coupé-Konkurrenz, auf die Opels neues Spitzenmodell traf, belastete das Benzin-Budget ihrer Fahrer wesentlich heftiger. Und nicht nur das: Mit Preisen zwischen 25.000 und 30.000 Mark war der Monza ein absolutes Schnäppchen zwischen weit kostspieligeren Zweitürern wie Mercedes 280 CE und BMW 628 CSI, aber auch Lancia Gamma Coupé, Volvo 262 und Peugeot 504 V6 Coupé. Zwar schmückten die drei letztgenannten Coupés sogar Logos der italienischen Stardesigner Pininfarina und Bertone, Kultcoupé des Modelljahrgangs 1978 wurde jedoch der rassige Opel Monza. Mit ihm gelang Opel das, woran die biedere Senator-Limousine im Alleingang wahrscheinlich gescheitert wäre: Begeisterten Beifall des Publikums zu ernten – genau wie ein auf Sieg gesetzter Sportwagen beim Sprint aus der spektakulären Parabolica auf die Zielgerade von Monza.

Damit hatten die Besucher der IAA 1977 nicht gerechnet und selbst die Fachpresse war überrascht: Zwischen all den sachlich gezeichneten neuen Opel Rekord, Commodore und Senator stellte Opel ein aufregend gezeichnetes Hatchback-Coupé mit scheinbar endlos langer gläserner Heckklappe ins Rampenlicht. Ein 4,69 Meter langes Concept mit Fiberglaskarosserie, markanter Chromfront und einem Cockpit, das später in seiner letzten Serien-Fassung mit Computerdisplays an Flugzeugcockpits erinnerte. Das ganze mit dem Namen Monza. Klang wie ein großer Bruder des Manta. Aber auch nach dem Kribbeln, das Kurven wie Parabolica, Lesmo oder Variante Ascari auslösen. „Baut Opel den wirklich?“, „Kein Commodore Coupé, aber ein Monza?“, „Geht der mit so viel Glas in Serie?“, „Kann ich den sofort kaufen?“. Das waren die meist gestellten Fragen auf dem Messestand, meinten Opel-Mitarbeiter gegenüber verblüfften Journalisten, die sich fragten, warum ein Opel mehr Besucher anzog als etwa die neuen BMW 7er oder Porsche 928.

Tatsächlich gelangen dem Monza als Serienauto noch weitere Überraschungen – dann mit konventioneller Stahlblechhaut, aber als erster Opel mit hinterer Einzelradaufhängung und mit dem neuen Oberklasseattribut der optionalen Klimaanlage. So erntete der Monza in den ersten Tests der Fachpresse begeisterte Urteile und direkt nach der Markteinführung im April 1978 platzierte sich das große Coupé in seinem Segment in den deutschen Verkaufscharts ganz vorn. Opel war wieder ein Player im Premiumsegment. Das allerdings nur vorübergehend. Denn wie bei den meisten Coupés war auch die Karriere des Monza nur von kurzer Dauer. Dann dümpelten die Zulassungszahlen nur noch vor sich hin und erhielten erst im Herbst 1982 durch eine frische Faceliftversion und eine preiswerte 2,0-Liter-Vierzylinder-Variante noch einmal einen Schub.

Vom Image des Monza und seinem verzückend langen Rücken zehrte Opel allerdings noch lange. So versuchten die Rüsselsheimer das Schrägheck-Konzept mit großer Heckklappe auch auf den Manta zu übertragen. Vergeblich. Was in Opels großer Klasse Kult war, wurde in der bürgerlichen Mitte als Manta CC ein Flop. Manta-Käufer verlangten die konventionelle Coupéform. Ein Schicksal, das den Monza in England ebenfalls ereilte. Dort wurde er als Vauxhall Royale Coupé angeboten, verstaubte jedoch unköniglich in den hinteren Winkeln der Schauräume. Deshalb verzichteten die Angelsachsen mit dem ersten Facelift auf den majestätischen Namen und setzten ebenfalls auf die Magie von Monza. Vor allem hielt nun der von Opel-Kunden und Fachpresse viel gerühmte Dreiliter-Einspritzmotor auch bei Vauxhall Einzug.

Bis dahin hatten sich die Engländer auf etwas schwächere Motoren beschränkt, die auch das Opel Coupé noch preiswerter machten. Dazu zählte ein 2,8-Liter-Vergaseraggregat mit 103 kW/140 PS aus dem ehemaligen Admiral, und der Dreiliter in Vergaserversion mit 110 kW/150 PS. Mit der zweiten Ölkrise von 1979 wurde Benzinsparen in der Oberklasse noch größer als bisher geschrieben, weshalb Opel ein Fünfgang-Getriebe ins Programm aufnahm und die 2,8-Liter-Maschine durch einen 2,5-Liter-Einspritzer mit 100 kW/136 kW ersetzte. Wirkliches Downsizing erlebte der Monza aber erst in überarbeiteter Form mit entchromter und geglätteter Front. So gab es ab 1982 die Basis mit 81 kW/110 PS leistendem 2,0-Liter-Vierzylinder aus dem Rekord, der den spurtstarken Monza in einen Phlegmatiker verwandelte. Zumindest in Kombination mit 3-Gang-Automatik. 16 Sekunden gönnte sich der entkräftete Möchte-Gern-Sportler für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100, ein Wert, den der Monza GSE als finale Topversion halbierte. Sparen gelernt, hatte jetzt sogar der neue GSE, der sich bei Tempo 90 mit einem Normverbrauch von 7,3 Litern auf 100 Kilometer begnügte. Knauserkönig war allerdings ein 2,3-Liter-Turbodiesel mit 63 kW/86 PS, der jedoch nur in Prototypen zum Einsatz kam. Eine Alleinstellung als Dieselcoupé wäre dem Monza damit zumindest in Deutschland sicher gewesen.

Dafür machte der Monza GSE Furore durch Tempo und Techniklook. Mattschwarze Interieurmaterialien und digitale Displays, damit setzte der extravagante Opel noch einmal Zeichen. Aufsehen erregte außerdem eine Kleinserie des Karossiers Keinath, der den Monza zum Cabriolet umbaute und als KC 5 vermarktete. Schließlich baute Erich Bitter seinen exklusiven Gran Turismo Bitter SC als Coupé und Cabriolet auf Basis von Senator und Monza. Über 43.000 Einheiten der sportlichen Opel-Oberklasse-Coupés mit großer gläserner Heckklappe konnte die Marke im Zeichen des Blitzes bis Ende der 1980er Jahre verkaufen. Zuletzt aus Lagerbeständen, denn eingestellt wurde die Produktion im Sommer 1986. Heute ist das damalige Coupé zwar nur noch Fans ein Begriff. Dennoch gelingt es dem neuen Concept Monza als formvollendete Studie allen Staub vom Blitz zu fegen und und einen spannenden Ausblick auf das Design und die Technologien kommender Opel-Modelle zu gewähren. Was die Chancen auf ein neues Seriencoupé betrifft: Auch der erste Monza war zunächst nur ein Concept.

Text: Spot Press Services/Wolfram Nickel
Fotos: Opel, SP-X

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