Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Eigentlich war es nicht anders zu erwarten, dass sich meine Wochenend-Kolumne wie schon vor einer Woche auch dieses Mal mit dem automobilen Höhepunkt dieses Jahres, nämlich der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt, der IAA, befasst. Klar, die weltweit größte (sowohl vom Angebot, wie von der Fläche her) Auto-Ausstellung bietet alle zwei Jahre eine Fülle von Themen rund um das Automobil sowie um dessen Forschung und Entwicklung.

Solche riesigen Ausstellungen mit Zehntausenden von Quadratmetern in Hallen und Ausstellungsflächen sind im Zeitalter der globalen Vernetzung und Produktion natürlich auch ein Treffpunkt von Menschen aus aller Herren Länder. Das merken wir Journalisten, die wir über die Messe berichten, vor allem an den vielen Kolleginnen und Kollegen, die alle zwei Jahre in erster Linie aus Asien und Amerika unter den Messeturm kommen. Ganz besonders Japaner und Koreaner inspizieren die dort ausgestellten Fahrzeuge, die neuen Motoren, Antriebe, die Entwicklungen beim Zubehör und den Teilen mit viel Akribie und lassen sich kein Detail entgehen.

Die Weltsprache in Frankfurt ist – zumindest an den Pressetagen – englisch. Das gilt für die Pressekonferenzen der großen Hersteller, für die Gespräche im Umfeld der Stände mit den weit angereisten Kollegen, aber auch mit Vertretern großer Automobil-Konzerne aus Asien und Nordamerika. Die automobile Welt rückt zusammen in solchen Tagen und folglich passt sich auch die Kommunikation an. Das ist gut so und eine gemeinsame verbale Plattform ist unabdingbar zum Meinungs- und Informationsaustausch.

Nicht nur das gesprochene, auch das geschriebene Wort, folgt dieser längst zur Gewohnheit gewordenen Tatsache. Mitunter aber treibt der personifizierte Globalisierungswahn auch Blüten, deren Ergebnisse irgendwo zwischen Schmunzeln oder Unverständnis angesiedelt sind. Vor allem dann, wenn der Großteil der berichtenden Kollegen aus aller Welt und die Herren Vorstände und Entwicklungschefs sich wieder auf die Heimreise gemacht haben. Und wenn diejenigen Besucher vom Messe-Umfeld „Besitz ergriffen“ haben, für die die Ausstellung eigentlich gedacht ist. Für den interessierten Kunden hierzulande.

Da hat es mich dann schon ein wenig befremdet, wenn die einfachsten Hinweise und Informationen lediglich in einem gestelzten Englisch (mitunter gar „denglisch“) plakativ weiter gegeben werden, wo zumindest ein zusätzlicher Hinweis in deutscher Sprache auf einer deutschen Messe angebracht gewesen wäre. Am Eingang zu Halle 4.0 ist beispielsweise eine Art Spielecke für Kinder direkt neben dem Notausgang eingerichtet worden. In unmittelbarer Nähe dazu befindet sich auch ein abgetrennter Raum nur für Erwachsene. Diese löbliche Einrichtungen sind (und zwar ausschließlich in Englisch) plakatiert mit „kids toys Corner“, „emergency exit“ und „adults restroom“. Und an der Tür des Hausmeisters (oder Hallenchefs?) prangt daneben groß die Bezeichnung „facility manager“. Muss das sein? Ich denke, es ist bei aller notwendigen und erfreulichen Globalisierung immer noch ein Privileg unserer demokratischen und demografischen Entwicklung, dass nicht jedermann zwingend einer Fremdsprache mächtig sein muss.

Dass Begriffe wie „Airbag“, „Laptop“ oder „Highlight“ sich längst im täglichen Sprachgebrauch eingebürgert haben, ist sinnvoll und erleichternd. Aber mitunter treibt der übertriebene Anglizismus auch einfach lächerliche Blüten. So wie auf einer deutschen Automobilmesse eben. Deutschlands Dichterfürst Goethe hat uns das zu seiner Zeit schon in weiser Voraussicht mit auf den Weg gegeben: „Die Seele eines Volkes drückt sich in seiner Sprache aus.“ Manchmal sollten wir auf unsere Seele ein wenig mehr achtgeben.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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