Liebe Leserin, liebe Leser,

das anstehende Wochenende beschließt den August. Dann stehen auf dem Kalender nur noch die sogenannten „er“-Monate. Also September, Oktober, November, Dezember. Das heißt unwiderruflich: Der Sommer geht demnächst nahtlos in den Herbst über. Irgendwann, so war das zumindest einmal in früheren Autofahrer-Zeiten gewesen, sieht man dann auch immer weniger Cabriolets auf den Straßen. Doch das war vorwiegend in einer Zeit gewesen, als offene Autos nicht nur mit einem Stoffdache ausgerüstet waren, sondern auch noch per Hand „aufgeklappt“ und wieder geschlossen werden mussten. Und das mitunter ziemlich rasch, wenn sich am Himmel schwarze Wolken und damit das nächste Gewitter abzeichneten.Cabriolets, das waren also mal richtige „Männer-Autos“ gewesen. Nicht etwa, dass derlei offene Spaßmobile nur von Männern hätten gefahren werden können. Nein, ganz im Gegenteil: Madame mit chicem buntem Kopftuch und Sonnenbrille (meist auch noch mit völlig unpassendem Stöckel-Schuhwerk bewaffnet) machte natürlich was her am Steuer eines solchen Fahrzeugs. Und der galante Kavalier zur Rechten, der mit Mannes- und Muskelkraft dafür sorgte, dass entweder „oben ohne“ oder „oben mit“ angesagt war. Das hatte Stil.
In diesen Wochen und Monaten des Jahres fährt auch unsereins des Öfteren mal eines der chicen neuen Cabriolets. Sie unterscheiden sich meist in der Ausführung des oberen Teils der „Behausung“: Entweder Stoff oder festes Dach, ein Coupé-Cabriolet also. Doch selbst, wenn der Hersteller sein flottes Sommerauto mit „Mützchen“ auf die Straße schickt, gilt eines: Es gibt fast keine offenen Fahrzeuge mehr, bei denen noch Handarbeit am Verdeck angesagt ist. In der Regel genügt ein Knopfdruck und das Verdeck senkt oder hebt sich in gut 20 bis 30 Sekunden.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und einmal überlegt, wann ich zum letzten Male ein Cabriolet gefahren bin, das nur und ausschließlich „von Hand“ zu bedienen war. Ganz ehrlich: Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Ist das jetzt ein Fortschritt, den wir genießen dürfen oder müssen wir einem Stück Nostalgie hinterher trauern? Einer Zeit vielleicht, in der wir Männer uns noch berufen fühlten, unsere Damen im sommerlichen Verkehrsgewusel im wahrsten Sinne des Wortes zu „behüten.“
Ach ja, jetzt ist es mir doch eingefallen, das mit dem manuellen Öffnen und Schließen eines Auto-Daches. Also, wann das zum letzten Mal gewesen sein könnte. Auch wenn es eigentlich kein richtiges Cabriolet war, sondern nur ein rollendes Stück Automobil-Geschichte mit einem Schiebedach aus Stoff. Vor vielen Jahren (besser Jahrzehnten) war das gewesen. In einer „Ente“ seligen Angedenkens. Zugegeben, danach bin ich sicherlich auch noch das eine oder andere Cabriolet gefahren, in dem ich auf die Mitwirkung meiner Hände angewesen war. Aber manchmal sucht sich das Unterbewusstsein auch einfach diejenigen Erinnerungsstücke aus, die am meisten Spaß machen.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende
Ihr Jürgen C. Braun

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