Rallye-WM: Wolfsburgs „Projekt Titelgewinn“ als Heimspiel

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Premiere auf „heimischem Boden“ für das Volkswagen-Projekt Rallye-Weltmeisterschaft. Beim deutschen WM-Lauf vom 22. bis 25. August mit dem Show-Start in Köln und den anschließenden Prüfungen in den Mosel-Weinbergen, einem weitläufigen Militär-Areal im Hunsrück, sowie im Saarland geht der Franzose Sébastien Ogier im Volkswagen Polo WRC (World Rallye Car) als Führender in der Fahrer-Weltmeisterschaft an den Start.

Der 29-jährige VW-Werkspilot profitiert dabei von zwei Dingen: Zum einen von der von langer Hand geplanten, akribischen und höchst professionellen Vorbereitung durch VW Motorsport. Nachdem die Wolfsburger sich nach drei Gesamtsiegen aus der schlagzeilen-trächtigen „Rallye Dakar“ mit dem Race Touareg zurückgezogen haben, soll nun mit dem kleinen Flitzer Polo (oder besser gesagt, mit dem, was optisch vom Straßen-Polo übrig geblieben ist), die Qualität der Serienprodukte von Europas größtem Autobauer auf anderem Terrain deutlich gemacht werden.

Volkswagen ist zwar erst Anfang des Jahres offiziell in die Rallye-Weltmeisterschaft eingestiegen. Neben Ogier pilotieren noch der Finne Jari-Matti Latvala und der Norweger Andreas Mikkelsen einen weiteren der weiß-blauen Polo WRC. Doch es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Ogier und sein Landsmann auf dem Beifahrersitz, Julien Ingrassia, nicht schon gleich beim ersten Auftritt auch den Fahrertitel für ihren Arbeitgeber einfahren würden. Das liegt neben dem Können der Wolfsburger Ingenieure und der beiden französischen Piloten auch an der Abwesenheit des WM-Dominators der vergangenen Jahre, Sébastien Loeb.

Der 39-jährige Elsässer hat neun Mal in Folge in einem Citroën die Rallye-Weltmeisterschaft gewonnen. Auf deutschem Boden war er Seriensieger seit dem ersten WM-Jahr 2002. Nur ein einziges Mal machte ihm jemand einen Strich durch die Rechnung: Eben jener Sébastien Ogier vor zwei Jahren. Dann wechselte der schärfste Rivale im eigenen Stall (Citroën) zu Volkswagen und bereitete dort den Einstieg der Deutschen in die WM vor. Ein durchaus lukratives Geschäft, sollte man meinen. Loeb fährt in diesem Jahr nur vier Gast-Einsätze in der WM, bereitet sich stattdessen neben seinem zwischenzeitlichen Peugeot-Engagement am Pikes Peak auf sein kommendes Projekt, die Tourenwagen-WM (WTCC) mit Citroën vor.

Die als Titel-Konkurrent vorgesehenen Mikko Hirvonen (Finnland/Citroën), Mads Östberg (Norwegen/Ford) und Dani Sordo (Spanien/Citroën) konnten der permanenten Konstanz Ogiers und von VW Motorsport auf Dauer nichts entgegen setzen. 181 Punkte bedeuten einen Vorsprung von 90 Punkten für den ausgebildeten Skilehrer aus dem südfranzösischen Gap, der bereits bei der „Deutschland“ Weltmeister werden kann. Dazu müsste er selbst seinen Sieg aus dem Jahre 2011 wiederholen und die Konkurrenz patzen.Das „Herz“ der Rallye war bisher immer die Moselhauptstadt Trier gewesen. Dort waren der Show-Start, eine Innenstadt-Prüfung mit dem klangvollen Namen „Circus Maximus“ sowie der weitläufige Service-Park am Rande der Stadt, den die Fans immer gerne frequentierten. In diesem Jahr ist der Show-Start am Donnerstag vor dem Kölner Dom, die Prüfung in Trier am Sonntagmorgen entfällt. Allein die Siegerehrung vor der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der ältesten Stadt Deutschlands, ist aus dem bekannten Procedere der vergangenen Jahre noch übrig geblieben.

Die wirklichen Fans aber dürfen sich freuen. Auf richtig guten Rallyesport nämlich. Und der wird an drei Tagen (Freitag bis Sonntag) dort ausgeübt, wo das bisher immer der Fall war. In den winkligen, so ungeheuer anspruchsvoll zu fahrenden Weinbergs-Prüfungen an der Mittelmosel nahe Trier. Dann am Samstag auf der legendären „Panzerplatte“, einem Militärgelände in Baumholder (Hunsrück) rund um die berüchtigten „Hinkelsteine“ und mit der sagenhaften doppelten Sprungkuppe, der „Gina“. Deren Name entsprang übrigens der topographischen Ähnlichkeit mit den ganz besonderen körperlichen Reizen einer italienischen Film-Diva mit Nachnamen Lollobrigida.

Auf der „Panzerplatte“ haben der ADAC und Volkswagen in diesem Jahr eine richtige Fan-Arena mit riesiger Leinwand und viel „Tam-Tam“ drum herum eingerichtet. Die Wolfsburger lassen für ihr „Heimspiel“ jede Menge Promis einfliegen, die – laut Pressemitteilung – „mit VW mitzittern“. Und das bei geschätzten mehr als 30 Grad. Kein Wunder, ist doch für ausreichende Fernseh-Präsenz (Sport 1, RTL, Servus-TV) gesorgt. Zudem rechnet der Ausrichter, der ADAC, doch nach den Erfahrungswerten der Vorjahre wieder mit kumulierten 200.000 Zuschauern aus halb Europa.

Wer sich die besten Driftkünstler der Welt live ansehen will, der sollte nicht einfach „auf gut Glück“ losfahren. Übernachtungsmöglichkeiten im näheren Umkreis zu finden, dürfte inzwischen ein Ding der Unmöglichkeit sein. Der ADAC hat aber auf den Internetseiten www.adac.de/motorsport und www.adac-rallye-deutschland.de ein praktisches und umfangreiches Informationsangebot hinterlegt. Dort sind der Zeitplan, detaillierte Karten mit den besten Anfahrtswegen, Zuschauerplätzen, dem Gebrauch des Zuschauer-Leitsystems sowie Hinweise auf Camping-Möglichkeiten aufgeführt. Sogar eine Übersicht der für Rollstuhlfahrer reservierten Zuschauer-Parkplätze gibt es.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz, Werksteams

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