Boss und „schwarze Witwe“: Opel-Chef Neumann beim „Oldie-GP“

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Tradition und Geschichtsbewusstsein offenbarte am Wochenende beim AvD Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring in ganz besonderer Weise das Haus Opel. Die Marke mit dem Blitz, die im vergangenen Jahr 150 Jahre alt wurde, zeigte ihre motorsportlichen Gene aus den vergangenen Jahrzehnten mit einem großen Classic-Zelt im Fahrerlager und auch mit zwei eindrucksvollen Demo-Runden jeweils am Samstag und Sonntag auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings.

Opel hat eine große Vergangenheit auf den Rennstrecken und an den Rallyepisten Welt. Namen wie Rallye-Weltmeister und „Monte“-Sieger Walter Röhrl, sein österreichischer Kollege Sepp Haider, Rundstrecken-Cracks wie Manuel Reuter, „Jockel“ Winkelhock, Heinz-Harald Frentzen, Volker Strycek stehen für die lange, erfolgreiche Geschichte der Marke mit dem Blitz. Die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlagen die Rüsselsheimer jetzt mit dem Opel Adam Rallye Cup, der seit Anfang dieses Jahres demonstriert, wie sich bezahlbarer Motorsport auf hohem Niveau umsetzen lässt. Aber auch sportliche Serienmodelle von Opel wie der GT, der Manta oder der Monza demonstrierten über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer wieder die Verbundenheit dieser traditionsreichen Marke mit Menschen, die „Benzin im Blut“ haben.

Dass er mit Fug und Recht ebenfalls in diese Kategorie gehört, zeigte beim Oldtimer-Grand-Prix auch der neue Vorstands-Vorsitzende der Adam Opel AG, Dr. Karl-Thomas Neumann. Der ehemalige VW-Manager und frühere Conti-Chef führte den Auto-Korso der „Opelaner“ persönlich an – am Steuer der Nachbildung einer „Schwarzen Witwe“.

Die hat bei alteingesessenen Opel-Freunden einen fast schon mythischen Klang. Auf Basis des Opel Rekord C wurde Mitte der 1960er-Jahre unter dem damaligen Opel-Designer Anatole Lapine der erste Opel-Rennwagen nach dem Krieg erschaffen. Die „Schwarze Witwe“ machte schnell Schlagzeilen. Das von der Konkurrenz wegen seiner dunklen Farbe auch „Taxi“ genannte Rennmobil mit seinem 180 PS starken Vierzylindermotor war das „Arbeitsgerät“ für Rennsportler mit großem Namen: Erich Bitter (remember the „Bitter CD“) und der junge Niki Lauda gingen zwischen 1967 und 1969 damit an den Start und „zersägten“ dabei manchen BMW und Porsche mit ihren Rundenzeiten.

Die Opel-Classic-Werkstatt baute in mühevoller Kleinarbeit auf Basis eines Rekord C aus exakt dem gleichen Jahr eine „Replik“ der legendären „schwarzen Witwe“ wieder auf. Für Opel-Mann Jens Cooper, seit vielen Jahren in der Classic Werkstatt der Rüsselsheimer beschäftigt, ging damit ein persönlicher Traum in Erfüllung. Seinem glücklichen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das auch für den neuen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann am Samstag am Steuer der „Schwarzen Witwe“ der Fall. Der promovierte Elektro-Ingenieur, seit März 2013 Vorstands-Vorsitzender bei Opel, steuerte den schwarzen Rekord C gemeinsam mit Opel-Vorstand Johan Willems. Von der Ausfahrt in der Nachbildung der „Schwarzen Witwe“ war der Opel-Chef danach begeistert: „Sensationell! Das Auto hat richtig Kraft, einen wunderbaren Sound und lässt sich überraschend einfach lenken – bei Bedarf auch mit dem rechten Fuß! Wir bei Opel haben einfach tolle Autos – gestern wie heute. Der Motorsport und der Nürburgring gehören ohnehin zu Opel. Da passt es hervorragend, dass wir seit letztem Jahr hier wieder mit unserem Astra OPC Cup an der Langstreckenmeisterschaft teilnehmen!

Nach der Demo-Fahrt zeigte sich der neue Opel-Boss im Classic-Zelt seines Unternehmens leutselig und volksnah. Viele Freunde der in der jüngsten Vergangenheit so arg gebeutelten traditionsreichen Marke unterstrichen ihre Verbundenheit mit dem Hause Opel durch ihre Anwesenheit und ihr Interesse an den betagten und mit viel Herz und Verstand restaurierten „Opelanern auf vier Reifen“. Neumann, ein „Boss mit Bodenhaftung“ (so hat es zumindest nach diesen Eindrücken am Nürburgring den Anschein) könnte dem Unternehmen mit seiner mehr als 150jährigen Geschichte in vielerlei Hinsicht gut tun. Opel stellte bei dem Oldtimer-Grand-Prix in seinem Classic-Zelt 20 historische Rennwagen aus. Das älteste Exponat war bereits 110 Jahre alt.

Die Freude des neuen Opel-Chefs als Fahrer dieses Unikats können wir im Übrigen gut verstehen. Im Rahmen einer Reportage über die Klassik-Aktivitäten des Hauses Opel durften wir vor einigen Wochen mit der „Schwarzen Witwe“ und ihrem „geistigen Vater“ Jens Cooper im Auto selbst ein paar Meter auf dem Rüsselsheimer Werksgelände fahren. Es war ein akustischer und optischer Augenschmaus. Das Auto, wohlgemerkt!

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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