Elektroautos: Lautlos zur Universität

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Thomas Nimmerfroh ist 49 und lebt mit seiner Familie in Glauburg (Wetterau). Täglich fährt der Elektro-Techniker nach Gießen zur Uni. Er leitet dort das Elektrik-Labor des I. Physikalischen Institutes und ist ein absoluter Technik-Fan. Da kam ihm die Ausschreibung der hessischen Landesregierung gerade recht: Es wurden 30 Pendler gesucht, die eine Woche mal mit Elektro-Autos zur Arbeit fahren wollten. Nein, so einfach wie „ohne Flei… kein Prei…“ waren die Fragen nicht. Sonst hätten sich sicher mehr als 3.200 Hessen gemeldet. Daraus wurden 30 sogenannte ePendler ausgelost. Einer von ihnen war Thomas Nimmerfroh.

Er ist stets gutgelaunt und ein begeisterter Technik-Freak obendrein. Einen Luftsprung hat er gemacht, als er nun für fünf Tage elektrisch zur Uni fahren durfte. „Täglich habe ich für Strom nur 2,30 EUR ausgegeben“, freute er sich. „Hoffentlich kommt die Bundesregierung dann nicht auf die Idee, die Pendlerpauschale zu kürzen.“

Mit seinem 18jährigen Sohn Jonas bildete er eine Fahrgemeinschaft, denn Jonas studiert in Gießen Informatik. Und für gewöhnlich fahren sie diese etwa 100 Kilometer mit einem 15 Jahre alten VW-Vento Diesel. „Ich bin noch nie so total entspannt Auto gefahren wie in dieser Woche!“ erzählte Thomas Nimmerfroh.

An der Uni angekommen, brauchte er das Auto gar nicht erst auf den Parkplatz zu stellen, denn der Opel Ampera war stets von Neugierigen umringt. Vor allem die Physiker aber auch Mitarbeiter und Studenten anderer Fachbereiche rissen ihm den Autoschlüssel förmlich aus der Hand. Sie alle wollten auch mal damit fahren. Sie waren eben alle fasziniert von dieser Technik.

„Es war wie segeln“, schwärmte Thomas. „Man hört überhaupt nichts, nur den Fahrtwind.“ Die Menschen an den Zebrastreifen waren unerwartet aufmerksam, obwohl ja überhaupt nichts zu hören war. „Es gibt so etwas ähnliches wie eine Hupe“, erklärte er. „Aber das ist mehr Quäken als Hupen.“ Die Radfahrer auf dem Campus reagierten aber ziemlich erschrocken, wenn Thomas Nimmerfroh sie lautlos überholte.

Anders sein Hund: Der hat überhaupt nicht reagiert, als er daheim in die Garage fuhr. Klar, der hat ja auch kein Motorengeräusch gehört. Am meisten fasziniert war Thomas von dem ‚Ball‘, der dem Fahrer mitten auf dem Armaturenbrett entgegensprang. „Je nach Fahrweise änderte der seine Farbe. Grün war ganz einfach zu übersetzen mit: jetzt fahre ich im grünen Bereich.“
„Diesen Ball hat ein Philosoph entwickelt, das war bestimmt kein Techniker“, schmunzelte Thomas. Diese elektrische Woche hat alles in allem quasi einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Entspannt auf der ganzen Linie.

Ob er denn so ein Auto kaufen würde? „Es war phantastisch, mal eine Woche elektrisch zu fahren. Aber die automobile Welt ist noch nicht soweit. Die Autos sind noch viel zu teuer, und die Infrastruktur ist einfach noch nicht vorhanden. Ich denke mal, dass es für meine Enkelkinder normal sein wird. Auf jeden Fall werde ich denen beim Kauf eines Elektro-Autos finanziell unter die Arme greifen.“

Das Foto zeigt Axel Wintermeyer (links), Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei, bei der symbolischen Elektro-Autoschlüsselübergabe an Thomas Nimmerfroh.

Text und Foto: Jutta Sein

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