Buchtipp – Carsten Stormer: Das Leben ist ein wildes Tier.

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Zugegeben: Der Untertitel klingt ein wenig nach Erbauungsliteratur, nach Extremsport, den einer betreibt, ohne wirklich eine Gefahr für Leib und Leben zu riskieren. Klettern als Herausforderung, aber zwanzigfach abgesichert sein oder so.

Aber schon die ersten Zeilen führen einen von dieser Idee weg: So sarkastisch, wie Carsten Stormer sein altes Leben beschreibt, könnte er sich Franz Josef Degenhardts Deutscher Sonntag zum Vorbild genommen oder Albert Camus' Ekel verinnerlicht haben. Dabei ist der Mann gerade mal 21 und angehender Speditionskaufmann, der im Eichhörnchenweg wohnt, als er sich diese Gedanken macht. Ok, das klingt jetzt nach Loriot, aber dafür kann der Straßenname nichts, das liegt an Stormers beißendem Spott. Er scheint sich in seinem Leben tatäschlich furchtbar geekelt zu haben, gelangweilt wäre eine untertriebene Charakterisierung.

Dann bricht er aus. Radikal. Erst mal in Richtung Alkohol und Drogen, aber er schafft den Absprung von der Rolltreppe nach unten. Dann bereist er Krisengebiete, tut also genau das, wovor das Auswärtige Amt Urlaubsreisende gerne warnt, aber es soll ja kein Urlaub sein. Er sieht Schicksale, wie das eines Mädchens, das sein Augenlicht einbüßt – unschuldige Zivilbevölkerung als Kriegsopfer. So deutlich wie der direkte Anblick kann keine Schilderung sein, nicht diese und keine andere. Meldungen in den Zeitungen, sei's gedruckt oder online, kann man recht schnell wegdrängen. Stormers Schilderungen nicht. Was an seiner schonungslosen Ehrlichkeit liegt, auch sich selbst gegenüber. Das verdient ein Höchstmaß an Anerkennung.

Carsten Stormer: Das Leben ist ein wildes Tier. Wie ich die Gefahr suchte und mich selber fand. Lübbe Verlag; 16,99 Euro.

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