Test-Tour: Chevrolet Trax (4×4-Benziner)

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Eines kann man der Automobilindustrie gewiss nicht vorwerfen: Einen Mangel an Phantasie, wenn es darum geht, Marktlücken zu entwickeln, die zunächst eigentlich gar nicht da sind. Die Entwicklung der SUV-Fahrzeuge ist ein Indiz dafür: Der Van alleine genügte nicht mehr, er brauchte noch einen zusätzlichen Allradantrieb, um auch abseitige Regionen aufsuchen zu können. Gut, die Erfindung des SUV kam schon vor 60 Jahren aus Amerika. Sie entfesselte dann weltweit einen Flächenbrand und wer heute kein SUV im Portfolio besitzt, wird in der Zulassungsstatistik nach hinten durchgereicht. Europa (Deutschland vor allem) nahm das SUV schnell und gerne an. Und so kamen erst die mittleren SUV, dann die großen, dann wieder die mittleren und, last but not least, seit Mai 2013 die Mini-SUV. Opels Mokka hat schon jetzt bewiesen, dass er zum Aufsteiger der Saison werden kann und aus gleicher Fabrik in Süd-Korea kommt nun sein (fast) Geschwister von Chevrolet, der TRAX. Er wird zu geringerem Preis angeboten als der Mokka. Ähnliche Preispolitik also wie zwischen Opels Antara und Chevrolets Captiva.

Zum Trax also: Wir erhielten für den Test das Modell, das sich in seiner Typologie etwas kompliziert gibt: Trax LT, 1,4 l Turbo, 1.364 ccm, 6-Gang MT (Manuell Transmission: Handschaltung)-GSUV, AWD, S/S. Mehr braucht man eigentlich auch nicht über den Antrieb zu wissen. Also: Ein 1,4 Liter Ottomotor mit Turbo, 6 manuellen Gängen und elektronisch geregeltem Allradbetrieb, in der gehobenen LT-Ausstattung, die sehr viel Feines beinhaltet. Das Getriebe ist ein Gedicht: Saubere Schaltkulissen, jeder Gang rastet kurz, flink und präzise ein, praktisch mit 3 Fingern zu schalten. Beim Motor hoben sich die Augenbrauen des Testers etwas: Nur 1,4 Liter Hubraum, dazu ein Vierventilkopf mit Abgaslader und 140 PS. Wir ahnten es: Das Kerlchen braucht richtig Drehzahl, damit es munter voran geht bei gut 1,5 Tonnen Eigengewicht. Und Drehzahl, eine alte Ingenieursweisheit, kostet Sprit. Wir kamen bei seriöser, dem Fahrzeug angemessener Fahrweise zwischen Stadt, Land und Autobahn auf einen Durchschnittswert von 7,4 Liter (versprochen sind 6,4 Liter). Geht doch noch, sagte der freundliche Nachbar. Und, was auch klar wurde: Das kleinwüchsige Triebwerk hat nur wenig Drehmoment. In der Praxis bedeutet das: Viel schalten (was Spaß macht, aber der Wirtschaftlichkeit nicht gerade dienlich ist) oder mit dem endlos langen 6. Gang mit braven 135 km/h über den Highway rollen. Bis man dann nach geraumer Zeit beachtliche 190 km/h erreicht. Verharrt man hingegen in der 6. Welle zwischen 130 und 140 km/h, lassen sich sogar Werte von unter 6 Litern generieren: also auch langstreckentauglich! Chevrolet tut sich, unseres Erachtens, keinen Gefallen, wenn es den Trax nur als City- SUV apostrophiert. Der Trax kann mehr und hat mehr! Raum für vier Erwachsene: Richtig gut, für deren fünfe geht's auch noch. Koffer- und Lastabteil mit knapp über 350 Litern ordentlich vorhanden. Kinder lieben den Trax, weil er kratz-resistente Beschläge am Kofferraumboden hat, weil sie innen schön hoch sitzen und Autos zählen können beim Fahren, weil sie Platz haben und mit Isofix gesichert sind. Und genau diese Argumente zielen auf die Klientel: Junge Familien, die für Freizeit, Sport, Alltag und Urlaub ein universelles Fahrzeug in bezahlbarer Dimension suchen. Der handliche, kompakte, athletisch-muskulöse Anzug, in den der Trax gekleidet ist, steht ihm gut, wird wohl für die schon auf der Matte stehenden künftigen Konkurrenten (z.B. Škoda Fabia SUV und Polo SUV) als Zielvorgabe dienen, wobei der enorm hohe Bug, US-amerikanisch-typisch, nicht Jedermanns Sache ist. Von wegen Billigmarke von GM-Opel: Dieses Klischee sollte – zumindest beim Trax – schleunigst gestrichen werden. Er ist zwar etwas billiger im Preis als der Mokka, aber nicht schlechter in Verarbeitung und Leistung. Wenn das Chevrolet-Marketing überzeugend in seinen Argumenten gestaltet wird, kann der Trax zum ernsthaften Mitbewerber des eigenen Konzernbruders werden. Unser Testwagen stellte einen Wert von etwa 25.000.- Euro dar. Da war aber auch fast alles drin und dran, außer elektromotorisch einklappbaren Außenspiegeln und der Möglichkeit, ein Schiebedach zu ordern. Wir würden uns für genau dieses Trax-Modell entscheiden, da es auch bei Nässe, Glätte und Schotter mit dem 4×4-System hohes Sicherheitspotential bietet, warten aber noch auf den Diesel. Die Preisliste für das handliche SUV-Vehikel beginnt aber schon bei 16.990.-Euro, als Benziner mit nur einer angetriebenen Achse allerdings.

Text und Fotos:Frank Nüssel/CineMot

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