Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Als im Jahre 2005 Kardinal Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. wurde, stand wenig später (vermeintlich) ehemalige fahrbare Untersatz des katholischen Oberhirten aus der bayerischen Provinz zum Verkauf im Internet. Ob das alles so seine Richtigkeit hatte mit diesem eher unspektakulären VW Golf, dessen Alleinstellungsmerkmal der verdankte, wurde ebenso wenig geklärt wie die Frage, wer den Wagen fuhr: Papst Benedikt XVI. hat keine Fahrerlaubnis, wie in verschiedenen (seriösen!) Internet-Medien recherchiert werden kann..

Sein Nachfolger, der argentinisch-stämmige Franziskus I., hält es da wohl eher mit der Zweirad-Fraktion. Und nicht mit irgendeiner. Nein, wenn schon, denn schon. Denn wie würden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Nachricht aus dieser Woche interpretieren, dass der Papst, der zugleich Bischof von Rom ist, Tausenden von Rockern im Vatikan seinen Segen gespendet hatte. Doch keine Bange, es kam zu keiner Auseinandersetzung zwischen bärtigen, tätowierten Fat-Boy-Fans und der Schweizer Garde. Nein, das Ganze verlief sehr friedlich. Denn auf dem Petersplatz feierte eine große Menge an Harley-Davidson-Fans den 110. Geburtstag der amerikanischen Kultmarke. Und vor dem Sonntags-Gottesdienst am vergangenen Wochenende segnete der Papst die angetretene Harley-Familie samt Rockerbräuten.

Der Papst, so schreibt Spiegel online, sei im offenen Wagen an der jubelnden Menge von Harley-Fahrern vorbei gefahren und habe sich über den unerwarteten Besuch sehr erfreut gezeigt. Dabei, so schreibt SPON unter Berufung auf den „Osservatore Romano“, seien betende Gläubige nicht gegen den Lärm der Motoren angekommen. Nun, das wäre bei jeder Form von menschlicher Äu0erung passiert. Motorenlärm, insbesondere der einer Harley, übertrifft die menschliche Stimme um ein Vielfaches.

Die Marketing-Abteilung von Harley-Davidson verschlief das Ereignis keineswegs, sie ließ sich prompt etwas einfallen. Es wurde zum Anlass genommen, die vatikanische Polizei mit zwei weißen Klassiker-Motorrädern zu beschenken. Da der neue Pontifex durchaus als Freund ungewöhnlicher Gesten und Auftritte bekannt ist, die seine Leibwächter mitunter heftig ins Schwitzen bringen, darf nun darüber gerätselt werden, ob sich der Südamerikaner bei einem seiner nächsten Termine auf dem Sozius einer Harley zeigt. Er wäre der erste auf dem Stuhl Petri, der es täte. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass seinen Vorgängern in früheren Jahrhunderten dieses Vergnügen (wenn's denn eines wäre) alleine schon aus technischen Gründen versagt bleiben musste.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende. Mit oder ohne Motorradwetter.

Ihr Jürgen C. Braun

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