Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Geht es Ihnen auch so? – Manchmal habe ich, beim Friseur, beim Zahnarzt, in der Werkstatt, oder wo auch immer, einen richtigen Wartezimmer-Komplex. Noch nie was von gehört? Nun, Wartezimmer sind in der Regel mit jede Menge Zeitschriften, Illustrierten, mitunter auch Tageszeitungen, bestückt, damit der (zahlende) Kunde sich auch bloß nicht langweilt und womöglich beim nächsten Mal zur Konkurrenz geht. In der Regel spiegelt das ausgelegte Bildungsmaterial auch ein wenig den Zweck der betreffenden Lokalität oder den Geschmack des Hausherren/Hausdame wider. Ein bisschen beauty, ein paar Rätsel, was Sportliches, Auto-Themen nicht zu vergessen und jede Menge Klatsch und Tratsch, dass die Heide wackelt.

Bei meinem letzten Besuch beim Zahnarzt (oder war es doch der Friseur?), jedenfalls fiel mir ein Hochglanzmagazin namens „Men’s Health“ in die Finger. Das, so schlussfolgerte ich messerscharf, richtete sich also an eine (männliche) Kundenklientel, die erstens des Englischen mächtig und zudem auch gesundheitsbewusst is(s)t. Wie nicht anders zu erwarten war, zierte das Cover ein makelloser, spätpubertärer Homo sapiens aus der beliebten Waschbrettbauch-Fraktion. Genau das also, was wir, liebe Leser, jedes Mal bei der Morgentoilette im Spiegel zu sehen bekommen. Okay, man muss halt seine Phantasie ein wenig spielen lassen.

In selbiger „Men’s Health“-Ausgabe war das Ergebnis einer Online-Umfrage zu lesen, die das Magazin zum Thema Automobil in Auftrag gegeben hatte. Ehe ich ins Detail gehe, möchte ich Ihnen schon mal das Gesamtergebnis verraten: „Auto fahren kostet uns Männer den letzten Nerv. Von wegen also Gesundheit.“ Drei Viertel unserer Geschlechtsgenossen (wahrscheinlich gehören Sie und ich auch dazu) regen sich demnach über vor uns her zuckelnde Verkehrsteilnehmer auf. Mehr als die Hälfte (genau 53 Prozent) ärgern sich über schlecht geschaltete Ampelphasen. In etwa die gleiche Anzahl der Herren der Schöpfung regen sich über Staus auf. Und zwar nicht etwa über den Stau an sich, sondern über die Tatsache, dass er völlig unnötig und bei etwas mehr Umsicht selbst redend zu vermeiden gewesen wäre.

Was daraus nun zu schlussfolgern sei, darüber ließ sich „Men’s Health“ nicht aus. Ebenso wenig fanden sich Ergebnisse einer (leider nicht in Auftrag gegebenen) Zwillings-Studie, worüber sich denn Frauen denn nun beim Auto fahren echauffieren. Beruhigend jedenfalls zu wissen, dass laut Umfrage sich sieben Prozent der Männer beim Auto fahren durch nichts, aber auch durch gar nichts, aus der Ruhe bringen lassen. Und noch beruhigender, dass Sie und ich auch – selbst redend – zu diesen sieben Prozent gehören.

Letztendlich möchte ich Ihnen noch eines verraten: Ich rege mich am meisten über Magazine auf, die fragwürdige Ergebnisse von noch fragwürdigeren Umfragen veröffentlichen. Was ich aber erst ganz zum Schluss meiner „Men’s Health“- Lektüre entdeckte: Ich hatte gerade die Ausgabe Nr. 12/08 in Fingern! Vielleicht sollten die Zeitschriften in besagtem Wartezimmer ja auch mal wieder etwas auf den neuesten Stand gebracht werden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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