Dora Heldt: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! dtv; 17,90 Euro.
In bewährter Weise nimmt sich Dora Heldt erneut ein heikles Thema vor: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! widmet sich nicht allen Kaffeefahrten, sondern speziell jenen, die besonders perfide getarnt und deshalb von Adresssaten nicht so leicht zu erkennen sind. Es geht nicht um Töpfe oder Rheumadecken, sondern – ein paar Nummern größer – um Immobilien und vermeintlich vielversprechenden Wohnraum. Und wer würde nicht gerne ein paar Tage in einem beliebten Erholungsgebiet verbringen? In exklusivem Kreise – jedenfalls betont das der Reiseveranstalter gefühlte 2.000 Mal. Worum es da geht (sprich: was da verkauft werden soll), stellt sich erst scheibchenweise heraus.
Der sich in realiter unter anderem aus latent nervenden Prolls ebenso zusammensetzt wie aus eher piano auftretenden Zeitgenossen, die schlichtweg geleimt wurden. Heinz Schmidt, den wir schon aus früheren Heldt-Titeln (und inzwischen, vorzüglich gespielt von Lambert Hamel, auch aus den Verfilmungen kennen) darf sich mit seinem Schwager Walter herumärgern, ein aalglatter Reisemoderator gerät mit einem genervten Busfahrer aneinander, der die ganze Versammlung chauffieren soll; zum Glück gibt's noch ein paar Mitreisende, die die nötige Skepsis behalten.
Dora Heldt gelingt es, ein an sich gar nicht spaßiges Thema mit der nötigen Balance von Spott und Vernunft in eine amüsante Handlung zu packen. Solche Literatur ist eigentlich nur zum Abschalten vom Alltag da, und das ist normalerweise auch gut so. In dem Fall könnte sie nebenbei aber noch tatsächlich einen Zusatzeffekt haben – dass man nach der Lektüre um alles, was auch nur nach Kaffeefahrt aussieht, endgültig einen großen Bogen macht. Und beim geringsten Zweifel an der Seriosität eines Angebots vorsichtshalber einen riesengroßen.
