Opel sorgt mal wieder für Schlagzeilen. In dieser Woche aber ausschließlich für positive Nachrichten. Und zwar aus Sicht der GM-Tochter selbst und aus Sicht der Kunden. Nicht nur, dass sich die US-Mutter General Motors jetzt klar zur europäischen Tochter und deren Fortbestand und Ausbau mit einer Milliarden-Spritze in den kommenden Jahren bekannt hat. Einher damit geht auch eine Modell- und Motoren-Offensive. Auf einem Workshop in diesen Tagen stellten die Rüsselsheimer in ihrem Testzentrum im hessischen Dutenhofen ihr neues Antriebs-Programm, das mit einem Revirement der Getriebe-Techniken einhergeht, vor. In den nächsten drei Jahren will Rüsselsheim 80 Prozent seines Motorenangebotes quasi „runderneuern“. Kernstück dieser Weiterentwicklung ist das Downsizing-Prinzip: Mehr Leistung aus aufgeladenen Triebwerken mit weniger Hubraum.SIDI lautet das neue Zauberwort bei der Benzinmotoren-Familie der Opelaner. Beim Ecotec SIDI handelt es sich um einen Benzindirekteinspritzer mit 1,6 Litern Hubraum, der wahlweise 170 oder 200 PS generiert. Der neue Ottomotor verrichtet seine Arbeit bereits im neuen Open-Air-Angebot des Hauses, dem in diesem Jahr eingeführten Cabriolet Cascada. Außerdem wird er in den Modellreihen Astra, Zafira und Cascada eingesetzt. Der 1.6 SIDI Ecotec Turbo ist jedoch nur der Anfang einer Reihe mittelgroßer Benzinmotoren, die das Haus in diesem Jahr noch einführen will. Weitaus beeindruckender als die reinen PS-Angaben des 1,6er Antriebsaggregats ist dessen Drehmoment-Verhalten. Das maximale Drehmoment beträgt 280 bzw. 300 Newtonmeter. Das neue Triebwerk entspricht der Euro-6-Abgasgrenze und soll bis zu 13 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als die vorher gehende Motorengeneration, der 180 PS starke 1,6 Liter Turbomotor.
Das Kürzel SIDI steht für die Begriffe „Spark Ignition Direct Injection“, was eine zentrale Direkteinspritzung bedeutet. Basis der neuen SIDI-Familie ist ein neu entwickelter Motorblock mit einer Grundplatte aus Aluminium, der aus Grauguss besteht. Das Triebwerk hält einem Maximaldruck von 130 bar im Zylinder aus. Die Nockenwellen werden über eine Steuerkette angetrieben und der Turbolader wurde unmittelbar in den Auspuffkrümmer integriert. Für besonders niedrige Laufgeräusche, von denen wir uns bei ersten Fahrversuchen auf dem Testgelände selbst ein Bild machen konnten, sorgen zwei gegenläufig angeordnete Ausgleichswellen. Produziert werden die neuen Motoren im Motorenwerk Szentgotthard in Ungarn.
Mit dieser Triebwerks-Offensive bei Opel geht neben dem 1,6 Liter-Turbobenziner und einem gleich großen Turbodiesel auch die Entwicklung und der Einsatz neuer Fünf- und Sechsgang-Getriebe einher. Der neue, 136 PS starke Selbstzünder mit 320 Newtonmeter Drehmoment debütiert im ebenfalls erst kürzlich eingeführten Zafira Tourer. Das Vollaluminium-Aggregat verrichtet seine Arbeit in dem Siebensitzer bei unserer ersten Testfahrt fast lautlos. Etwas, woran man sich bei einem ehemals heftig nagelnden Selbstzünder unter der Haube erst noch gewöhnen muss. Oder vielleicht besser, gewöhnen darf.Die Entwicklung der neuen Antriebsaggregate geht auch mit einer Getriebe-Novellierung einher. Neue Fünf- und Sechsgang-Getriebe sollen die Kraft der Motoren behutsam, aber mit „Verve“ auf den Asphalt übertragen. Ein völlig neues Sechsgang-Getriebe haben die Ingenieure für Kompakte (Agila, Corsa, Adam) mit maximal 235 Newtonmeter Drehmoment entwickelt. Außerdem soll auf die modifizierte Sechsstufen-Automatik eine Achtstufen-Automatik folgen, wobei Opel mit einer größeren Getriebespreizung auch den Kraftstoffverbrauch weiter eindämmen will.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun